Und sie fliegt und fliegt….

image002

Manche Skeptiker haben ihr nicht einmal den Start-Up zugetraut, doch Peoples Viennaline verbindet trotz aller Zweifler nun schon seit mehr als 400 Tagen die Strecke Wien – Altenrhein.
APPROACH sprach mit CEO Armin Unternährer über die bisherige Entwicklung des Unternehmens.

image004image006

Peoples Viennaline fliegt nun fast schon seit mehr als 400 Tagen auf der Altenrhein – Wien Strecke. Wie ist ihr persönliches Resümee?

Die Erfahrung, mit einem kleinen, begeisterten Team etwas Neues, Unerwartetes zu schaffen, ist echt einmalig und schweißt uns auch für die Zukunft zusammen. Wir haben diese kurze Phase des Start-Ups in allen Bereichen über den Erwartungen abgeschlossen. Flughafen und Airline als Gruppe haben ein ausgeglichenes Ergebnis erwirtschaftet.

Wir haben eine sehr sichere und zuverlässige Operation aufgebaut und es geschafft, diese Leistung auch konstant zu erbringen. Wir bieten ein überdurchschnittliches Produkt an (Flugplan, Pricing, Jet-Flugzeug) gepaart mit einem außergewöhnlichen Service. Unser am Flughafen bewährter Approach – Enthusiastische Menschen (die Mitarbeiter) erbringen mit viel Herz eine persönliche, familiäre und individuelle Dienstleistung für andere Menschen (unsere Gäste) – hat sich auch in der Luft sehr gut bewährt. Unsere gezielte Personalselektion (zwingend aus der Region) zahlt sich immer mehr aus. Mann und Frau kennt sich inzwischen und fühlt sich willkommen, aufgehoben und zu Hause und vertraut sich.

Sie fliegen den schnellen Embraer Jet 170 auf der Wien-Strecke und sind damit um einige Minuten schneller als ihr Mitbewerber. Wie hat sich der Embraer Jet auf der doch relativ kurzen Strecke seitdem bewährt?

Unser Embraer 170 ist das ideale Flugzeug für Geschäftsreisende. Der Jet fliegt schnell(er), bietet mehr Komfort in der Kabine, kann leichter über turbulente Wetterzonen steigen und ist technisch ungeheuer zuverlässig. Wir haben eine on-time Performance von über 99%.

Im März hat ihre Fluggesellschaft einen Treibstoffzuschlag von € 4,- pro Person und Strecke eingeführt, zusätzlich gibt es in Österreich immer noch die Flugabgabesteuer von € 8,- pro Ticket. Sehen Sie sich als österreichische Fluggesellschaft benachteiligt, bzw. sehen Sie noch ein Einsparungspotential in ihrem schlank geführten Unternehmen?

Es hilft nicht und entspricht auch überhaupt nicht unserer People’s Kultur über unabänderliche Dinge wie Treibstoffpreise, Ticketsteuer, etc. zu jammern. Wir konzentrieren uns auf die Items, die wir selber in den Händen haben und direkt beeinflussen können. Ein striktes Cost Management ist für uns selbstverständlich.

image008

Ihr Unternehmen ist sehr sparsam bei der Bekanntgabe von Passagierzahlen oder der Auslastung ihrer Flüge. Darf man fragen, ob Sie zufrieden sind, liegen Sie im Plan?

Die Zufriedenheit bzgl. unserer Auslastung kann ich mit einem „klaren Ja und Nein“ beantworten. Wenn Sie in Betracht ziehen, dass wir als völlige Nobodies erst vor etwas mehr als einem Jahr begonnen haben, sind wir sehr zufrieden, denn wir liegen über dem Plan. Für die Zukunft aber haben wir natürlich höhere Ziele und der Seat Load Factor (bei gleichbleibendem Yield!) muss und wird steigen.

Jeder Ökonom würde meinen, eine Airline mit nur einem Flugzeug auf nur einer Strecke zu betreiben kann sich nicht rechnen. Wann sollte PEOPLES Viennaline laut Businessplan denn Gewinne einfliegen?

Grundsätzlich würde ich Ihre Aussage sofort unterschreiben, wären da nicht diese speziellen und einmaligen Voraussetzungen, die wir konsequent nutzen:

o        Wir sind nicht nur eine Airline, sondern eine winzige Gruppe von 3 Aviatik Unternehmen:

o        1 Immobilienfirma, die am Airport Hangars und Büroräumlichkeiten vermietet.

o        1 Regionalflughafen (spezialisiert auf Business Aviation), der sich nicht nur über Landing Fees finanziert, sondern auch zusätzliche Dienstleistungen wie Fuel Verkauf, Handling, De-Icing, etc, etc anbietet.

o        1 Regionalfluggesellschaft, die sich strikte auf eine Strecke und die Bearbeitung des entsprechend überschaubaren Marktes konzentrieren kann.

Die Kombination dieser 3 Firmen erlaubt uns die Nutzung von ungeahnten Synergien, vor allem im Personellen, aber auch in vielen anderen Bereichen. Das Resultat ist bereits jetzt ein positiver Cash Flow auf Gruppenebene.

Wir sind uns aber voll bewusst, dass wir diese Synergien bei einem unvernünftigen Wachstum verlieren würden. Wir leben daher nicht nach einer „Think Big“ Strategie, sondern zelebrieren vielmehr ein „Klein, aber fein.“

PEOPLES Viennaline ist eine Business Airline für den Geschäftsreisenden zwischen Altenrhein/Vorarlberg und Wien. Wie schwer ist es für Sie, ihr Produkt in Ostösterreich zu verkaufen?

Unsere Vision „Wir wollen der bevorzugte Gateway für die Unternehmen Vorarlbergs, der Ostschweiz und von Liechtenstein sein und die Region nachhaltig mit Wien verbinden. Wir sind dynamisch und Leader in Kundenzufriedenheit.“ gilt sowohl für den Airport, als auch für die Airline. Dabei wollen und werden wir natürlich den Markt Ostösterreich nicht vernachlässigen. Wegen des viel grösseren Streuverlustes im Raume Wien, ist es aber ungleich schwieriger an potenzielle Kunden heranzukommen. Wir werden in Kürze aber auch über Amadeus buchbar sein.

image010

Bei einer Probebuchung kurz vor unserem Gespräch ist mir aufgefallen, dass die Ticketpreise egal ob am nächsten Tag/in einer Woche oder einen Monat, fast „Monopolartig“ zwischen PEOPLES und AUSTRIAN gleich hoch (Durchschnitt retour € 460,-) sind. Mit welchen Argumenten versuchen Sie den Kunden davon zu überzeugen, Ihr Produkt – fernab der Star Alliance – zu wählen?

Wir hatten nie die Absicht eine Billigairline zu werden und über den Preis zu konkurrieren. Ich bin überzeugt, dass sich ein ruinöser Preiskampf auch für die Fluggäste mittel- und langfristig nachteilig auswirkt. Wir haben aber versucht, die Preise auf der Strecke auf ein faires und für beide Seiten (Kunde und Anbieter) akzeptables Niveau zu bringen.

Im Geschäftsreiseverkehr auf der Kurzstrecke sind neben dem Preis aber auch der Flugplan, die Verfügbarkeit und Soft Factors wie die Menschen im Unternehmen entscheidend.

Gab es in letzter Zeit eigentlich noch Gespräche mit der Austrian Airlines über eine mögliche Zusammenarbeit oder sitzen/fliegen Sie Ihre Konfrontation mit den Mitbewerber bis Ende 2015 (Ablauf des OS Vertrages) aus?

Wir haben immer betont, dass wir für konstruktive Gespräche offen sind und daran hat sich nichts geändert. Wir werden auch in Zukunft für win-win Lösungen Hand bieten.

Wie hoch ist die Chance, dass Peoples Viennaline eine zweite Strecke (z.b. Altenrhein – London City) jemals eröffnet?

Man soll nie nie sagen, aber im Moment ist für eine zusätzliche Destination mit der gleichen Anzahl Sitze schlicht kein Markt vorhanden. Die Strecke ACH-VIE und vv. ist historisch gewachsen und basiert mehrheitlich auf der Tatsache, dass Vertreter verschiedener Firmen etliche Male im Jahr nach Wien müssen. Es besteht aber kein ähnlich grosses Bedürfnis nach Reisen in andere Städte.

Flughafengegner kritisierten zuletzt in Altenrhein die steigende Lärmentwicklung durch den Embraer-Jet der Peoples Viennaline. Konnte hier ein Konsens mit den Beteiligten hergestellt werden, oder besteht vielleicht sogar eine Gefahr für weitere Betriebsbeschränkungen für Ihre Unternehmen?

Wir sind uns echt bewusst, dass ein Flughafen nicht nur Freude macht, sondern auch Emissionen verursacht. Wir nehmen die Anliegen und Sorgen der umliegenden Bevölkerung extrem ernst und suchen laufend den Dialog. So haben wir beispielsweise ein Forum mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft eingerichtet und werden diesen Sommer / Herbst einen „Tag der offenen Tür“ mit Podiumsdiskussionen zu verschiedenen Themen veranstalten.

 

Martin Dichler

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in News von admin. Setze ein Lesezeichen zum Permalink.