17. Luftfahrt Symposium

Der österreichische Luftfahrtverband lud vor einigen Tagen zum 17.Luftfahrt Symposium mit dem Thema „Green Aviation Future- Innovationsmotor- Luftfahrt“.

Peter Malanik, der neu gewählte Präsident des Verbandes begrüßte mehr als 160 geladene Gäste, darunter viele Entscheidungsträger aus dem Bereich der österreichischen Fluglinien, Flughäfen und der Wirtschaft, um über die langfristige Zukunft der Luftfahrtindustrie im Rahmen der Kyoto Klimaschutzabkommens zu informieren und diskutieren.

In einer kurzen Begrüßungsrede informierte der neu gewählte Präsident des Verbandes, über die zukünftige Ausrichtung der angesehenen Luftfahrtorganisation. So soll sich der österreichische Luftfahrtverband weiter verbreiten und internationalisieren. Kooperationen mit anderen Verbänden und Organisationen sollen ausgebaut werden. Die von Vorgänger Prof. Mario Rehulka initiierten Luftfahrtsymposien, werden auch weiterhin mit interessanten Vorträgen und Diskussionen über wichtigsten Themen der Branche, die Position des Luftfahrtverbandes als wichtigste nationale Interessenvertretung stärken.

Die Luftfahrtindustrie ist der Innovationsmotor des Landes, so Peter Malanik. In seiner Ansprache verwies er auf das historische Datum, den genau vor 100 Jahren startete der erste Luftpostflug der Welt zwischen Wien und Kiev. Seit damals hat sich die Zivilluftfahrt revolutioniert, die Branche wurde in vielen Bereichen wie z.B in der IT, zum Vorreiter und viele technische Innovationen von damals, haben heute Einzug in unseren Alltag genommen.

Weniger Emissionen trotz mehr Verkehr?

Die Zivilluftfahrt erfährt seit damals, nicht nur in Österreich einen wahren Boom. Im Jahr 2017 reisten 3,95 Milliarden Menschen mit dem Flugzeug. Mehr als 10 Millionen Passagiere täglich, besteigen eines der weltweit 13.000 eingesetzten Verkehrsflugzeuge. Bis zum Jahr 2035 soll sich die Zahl der kommerziell verwendeten Flugzeuge auf 35.000 Einheiten erhöhen und bis zum Jahr 2050 wird sich der Kerosin Verbrauch verdreifachen!

Eine der größten zukünftigen Herausforderungen der Luftfahrtindustrie wird es deshalb sein, die im Jahr 2009 in Kyoto selbst auferlegten Klimaziele einzuhalten. Damals wurde beschlossen, dass sich die Treibstoffeffizienz pro Jahr um 1,5% steigern soll, das Wachstum des Luftverkehrs ab dem Jahr 2020 CO2 neutral zu erfolgen hat und bis 2050, die netto CO2 Emissionen gegenüber 2005 um 50% zu senken sind.

In Österreich ist der Verkehr für 30% der treibhauseffektrelevanten Emissionen verantwortlich. Pro Jahr werden 2,2 Millionen Tonnen CO2 durch die Luftfahrt produziert, im Vergleich dazu werden jedoch 5,1 Millionen Tonnen CO2 durch den LKW und Individualverkehr ausgestoßen.

Auch in Österreich wächst der Luftverkehr deutlich schneller als die Wirtschaft, so Peter Koren (Vize- Generalsekretär Industriellenvereinigung). Die österreichische Wirtschaft ist naturgemäß an guten und zahlreiche Verkehrsanbindungen für die mehr als 270 Großbetriebe und mehrere tausenden Klein& Mittelbetriebe in Österreich interessiert. Nicht weniger wichtig ist die Frage nach der Zukunft des Luftverkehrs für den österreichischen Tourismus. In den letzten 10 Jahren durfte sich der heimische Tourismus über einen Anstieg von +43% bei den Ankünften und +21% bei den Nächtigungen freuen.

Wie Gerhard Gürtlich (Sektionsleiter Verkehr IV/BMVIT) im Rahmen seines Vortrages berichtete, müssen daher in Zukunft Industrie & Politik gemeinsam nach Möglichkeiten für eine starke grüne Mobilität kämpfen.

Eine Alternative für die Verwendung von fossilen Brennstoffen (Kerosin), die heute 40% der operativen Kosten einer Fluggesellschaft ausmachen, könnte die Entwicklung eines „erneuerbaren Kerosins“ sein. Auch wenn die industrielle Entwicklung dieser CO2 –freien Stoffe noch einige Jahre andauern könnte, so zeichnen sich laut Arne Roth, Physiker des bayrischen Unternehmens Bauhaus Luftfahrt e.V, Alternativen für die Zukunft ab.

Der mögliche Einsatz dieser Stoffe ist wenn überhaupt, nur mit einer großen Investition in Forschung zu bewerkstelligen. Laut Arne Roth müssten deshalb schon heute, große Geldmittel, die die Industrie nicht bereit ist zu geben, dafür bereit gestellt werden. Generell haben aber alle umweltfreundlichen erneuerbaren Kerosine eines gemein, ihre ökonomische Schwäche. Gegenüber dem derzeit niedrigen Ölpreis von USD 600.- pro Tonne Kerosin, würde die Herstellung einer gleichgroßen Menge an erneuerbaren Kerosin, bis zu sechsmal mehr kosten.

So hat die Industrie zukünftig mit zwei Problemen gleichzeitig zu kämpfen. Zum einen mit einer immer stärker werdenden Nachfrage nach fossilen Brennstoffen und zweitens mit der Suche nach einen kostengünstigen und umweltfreundlichen erneuerbaren Kraftstoff, um die angepeilten Umweltziele einhalten zu können.

Derzeitige Maßnahmen zur Verringerung des CO2 Ausstoß, wie neue Triebwerkstechnologien oder den Einsatz von leichten Verbundwerkstoffen wie in der aktuellen Airbus Serie NEO oder in der Boeing 737 MAX, können diese Entwicklung laut Arne Roth nur dämpfen. Auch den alternativen Antrieben wie Hybrid oder Batterie betriebenen Flugzeugen wird wenig Hoffnung geschenkt. Es stellt sich daher laut Peter Malanik die Frage, ob die Luftfahrt die letzte Industrie sein wird, die bis zuletzt auf fossile Kraftstoffe zurück greifen wird müssen?

In einem CLUB TALK sprachen die Vorsitzenden der Flughafen Wien AG, Austrian Airlines, Easyjet und Austro Control über Möglichkeiten, den Kerosin Verbrauch und damit die Umweltbelastung – Stichwort Flugverspätungen- schon heute zu minimieren. Ein massives, nicht vorhersehbares Angebot an Flügen mit viel zu straffen Flugplänen, heftige Sommergewitter sowie ein Fluglotsenmangel innerhalb Europas, haben heuer für massive Verspätungen und dadurch zu einem besonders hohen CO2 Ausstoß im Flugverkehr gesorgt.

Der neue Austrian Vorstand Alexis von Hoensbroech sprach dabei von einem „Industrieproblem das alle betrifft“. Die Anzahl der Flüge ist in den letzten Monaten massiv gestiegen und damit auch die Anzahl der Verspätungen, man stellt sich daher die Frage, wenn ein System bereits ausgereizt, wie viel Wachstum darf ich dann noch zulassen, so Alexis von Hoensbroech.

Für Austro Control CEO Heinz Sommerbauer ist eine Verbesserung beim Netzwerkmanagement sowie hohe Investitionen in die Ausbildung von Fluglotsen in Europa dringend notwendig. „Am 30.Juni wurde in Europa mit 37.000 Flugbewegungen ein Allzeitrekord trotz mangelnder Infrastruktur verzeichnet“, so Sommerbauer. Nur mit einer Verbesserung des Netzwerkmanagements und großen Investitionen in die Ausbildung neuer Fluglotsen in Europa, könne man das Problem bewältigen.

Mag. Julian Jäger (CEO Flughafen Wien AG) appellierte an die anwesenden Gesprächspartner, dass die Vorbereitungen für die Bewältigung des nächsten Sommerprogrammes möglichst rasch beginnen müssen. Am Flughafen Wien verzeichnete man 10% mehr Verspätungen als noch im Jahr davor: „Wir müssen daher realistisch an das Problem heran gehen und genügend Pufferzonen einplanen“, so Jäger.

Martin Dichler