20. 09. 2002 Austrian Airlines

Besuch des Austrian Airlines Flight-Safety & Security Training Centers

Am Freitag, den 20. September hatten ca. 20 Interessenten unseres Vereins die Gelegenheit, das Trainingscenter für Flight-Safety & Security der Austrian Airlines auf deren Gelände am Flughafen Wien zu besuchen.

Begonnen wurde mit einem kurzen Einführungsvortrag durch den Leiter des Trainingscenters, Ing. Thomas Heinrich, wo wir generelle Informationen über Ausbildung der Cabin Crew sowie Maßnahmen zur Gewährleistung der Sicherheit während des Fluges erhielten. Da bei Beantwortung der wie immer sehr detaillierten Fragen der Teilnehmer jedoch das eine oder andere Sicherheitsgeheimnis verletzt worden wäre, mussten einige Punkte leider offengelassen werden. Dies betraf primär Themen rund um den Schutz gegen terroristische Aktionen.

Anschließend ging es in die diversen Abteilungen des noch sehr neuen Gebäudes (Inbetriebnahme vor ca. einem Jahr). So konnten wir unter anderem den Raum zur Ausbildung der Cabin Crew im medizischen Bereich besichtigen, wo uns auch der mobile Defibrillator (für die Behandlung von Herzpatienten) gezeigt wurde.

Der nächste Programmpunkt war die Besichtigung einer Halle, in der u. a. das vordere Rumpfsegment einer ehemaligen Swissair Fokker 100 für Notfallübungen (v. a. betreffend Handling der Notausstiegtüren) untergebracht ist. Weiters befinden sich dort Notrutschen der Flugzeugtypen A320 und A340 (in Originalhöhe aufgebaut).

Nun ging es jedoch an den Besuch des absoluten Highlights dieser Einrichtung: Wir wurden in eine weitere große Halle geführt, in der das Mock-Up eines A320/A321 aufgebaut ist. Entscheidender Unterschied zum zuvor erwähnten Fokker 100-Rumpf ist dabei allerdings, dass das Mock-Up über ein Hydrauliksystem verfügt, das (wie wir uns anschließend selbst überzeugen konnten) im Kabineninneren die Simulation von äußerst realistischen Flugeffekten erlaubt. Die Kosten für eine derartige Anlage (die außer der AUA in Europa nur von Lufthansa betrieben wird) belaufen sich auf ca. EUR 2,2 Mio.

Nachdem uns von außen die Funktionsweise des Mock-Up erläutert worden war, ging es hinein in die Kabine. Wie wir erfuhren liegen die Kosten für eine Stunde Betrieb bei rd. EUR 1.000,-, und daher war die Überraschung umso größer, als es plötzlich hieß „Fasten your seatbelts for take-off“.

Nach einem kurzen Taxiing zur Startbahn erfolgte ein planmäßiger Start sowie kurz darauf eine Landung, bei dem wir die erzeugten Effekte bei „Normalbedingungen“ mit unseren persönlichen Erfahrungen von „wirklichen“ Flügen vergleichen konnten.

Dann ging es jedoch los mit der Simulation zahlreicher Notfallsituationen: Zuerst wurde ein Startabbruch auf der Piste nachgestellt, bei dem wir bereits einen ersten Vorgeschmack auf die Leistungsfähigkeit des Mock-Ups bekommen konnten. Es folgte ein Notwasserung, bei der die Geräusch- und Vibrationseffekte noch optisch durch einen blauen Schimmer der Fenster unterstützt wurden.

Dann kam das „Grande Finale“: Nachdem in einem der Overhead-Locker Feuer ausgebrochen war und sich bereits Rauchschwaden und Brandgeruch in der Kabine verteilt hatten, wurde eine sofortige Notlandung eingeleitet. Kurz vor dem harten Aufsetzen wurden wir aufgefordert, die von den Safety-Cards bekannte „Brace-Position“ einzunehmen. Dann erfolgte auch schon der Aufprall und man konnte an einem orange-roten Schimmer an den Scheiben erkennen, dass die Triebwerke bereits in Flammen standen.

Nun musste die Kabine sofort via Notrutsche verlassen werden, wobei die Anweisungen dafür durch ein Megaphon gebrüllt wurden, um die Dramatik der Situation zu erhöhen. Glücklicherweise konnten alle Teilnehmer die Maschine unversehrt verlassen, nur unser Obmann „opferte sich“, um das Geschehen vom oberen Ende der Notrutsche aus per Video zu dokumentieren.

Mit diesem „Knalleffekt“ endete unser beeindruckender Besuch beim Trainingscenter. Ich kann wohl auch im Namen der anderen Teilnehmer hier festhalten, dass ich heilfroh bin, diese Situation nur im Trockentraining absolviert zu haben. Eine tatsächliche Notfallsituation vergleichbaren Ausmaßes möchte ich nach den im Mock-Up gemachten Erfahrungen nicht so schnell erleben.

Die Flughafenfreude Wien bedanken sich bei Herrn Ing. Thomas Heinrich (Head of Flight-Safety & Security Training Center) sowie Capt. Markus Loitfelder (A320-Pilot) für die Organisation dieser spannenden Exkursion.

Posch Thomas