Hoffnungsmarkt China

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Am 6. April startete erstmals nach sieben Jahren Unterbrechung wieder eine Austrian Airlines Boeing 777-200 mit 308 Passagieren an Bord in das 8500km entfernte Shanghai. APPROACH hat sich das Entwicklungspotential der Destination sowie seine Bedeutung als Wirtschaftsstandort genauer angesehen.

Nachdem die heimische Fluglinie in den vergangenen Jahren die Expansion seiner Langstrecke in Richtung Nordamerika (Miami, Newark) ausbaute, setzt man nun bei Austrian Airlines verstärkt auf Flüge in Richtung China. Die Wirtschaftsmetropole im Yangtse Fluss Delta wird ab sofort täglich bedient.

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Zuletzt geriet der chinesische Wirtschaftsmotor zwar etwas in stocken, trotzdem zeigt sich alleine das Gebiet rund um Shanghai für rund ein Drittel des gesamtchinesischen Außenhandels verantwortlich. Rund ein Drittel aller ausländischen Investitionen werden hier getätigt und rund ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts Chinas erwirtschaftet. Österreichische Unternehmen könnten sich freuen, würden die Wirtschaftsprognosen für das kommende Jahr ein gedämpftes Wachstum von „nur“ durchschnittlich + 6,2% voraussagen.

Auch wenn Austrian Airlines nun bereits den dritten Anlauf in Richtung Shanghai nimmt, so sprechen viele Argumente für einen Ausbau der Verbindungen in den Hoffnungsmarkt China.

Das sieht auch Austrian CFO Heinz Lachinger so: „Durch eine gestärkte Kaufkraft der Shanghai Chinesen und stark wachsende Tourismusströme in Richtung Europa, gibt es ein großes Potential für eine Wiederaufnahme der Verbindung in die größte Stadt Chinas. Wir wollen in Shanghai bleiben, solange die Strecke profitabel ist“.                   

Zuletzt wurden ja bekanntlich die weniger ertragreichen Verbindungen nach Tokio und Delhi, aus dem Angebot der Fluglinie heraus genommen.

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Mit der Eröffnung der Flüge nach Shanghai ist die Expansion in China aber noch lange nicht abgeschlossen. Ab dem 5. September wird zusätzlich als dritte Destination im Land neben Peking und Shanghai, erstmals Hongkong direkt angeflogen. Auf den fünf wöchentlichen Verbindungen erhofft sich die Fluglinie ein Aufkommen von 120.000 Passagieren jährlich. Das wiederum bewirkt, dass sich der China-Anteil am Asienverkehr bei Austrian Airlines von zuletzt 14% im Jahr 2015, auf 40% im Jahr 2016 nahezu verdreifachen wird. Durch die Aufnahme der Shanghai -Flüge erhöht sich die Zahl der Austrian Airlines Verbindungen nach Asien im Sommerflugplan auf 29 wöchentliche Anbindungen.

Die bunt beleuchtete Skyline der Stadt ist gleichzeitig die größte Sehenswürdigkeit Shanghai´s

Die bunt beleuchtete Skyline der Stadt ist gleichzeitig die größte Sehenswürdigkeit Shanghai´s

Der verantwortliche LH Managing Director für Greater China, Jürg Christen sieht die Aufnahme der OS-Flüge als weitere Komplementierung des bestehenden Angebotes der Lufthansa Gruppe in China. So beförderten die Fluglinien der Gruppe (LH, LX, OS) im vergangenen Jahr mehr als 1,5 Millionen Passagiere auf ihren 97 wöchentlichen Flügen zwischen China und Europa. Austrian Airlines wird dabei als weiterer Premium-Carrier der Gruppe am Markt etabliert und soll durch sein gutes Service und die österreichische Küche an Bord beim Kunden punkten.

China – wichtigster Handelspartner in Asien

Shanghai ist die bedeutendste Industriestadt Chinas und mit ihren mehr als 15 Millionen Einwohnern zugleich die größte Stadt des Landes. Das Handelszentrum, das auch den größten Containerhafen der Welt beheimatet, ist Austragungsort von zahlreichen Messen, Kongressen und neben der Hauptstadt Peking, das zweitwichtigste touristische Ziel des Landes. Zahlreiche Hochhäuser beherrschen das moderne Stadtbild, darunter der gerade im Bau befindliche Shanghai Tower, der mit seiner Höhe von 632 Meter das zweitgrößte Gebäude der Welt ist.

Der Shanghai Tower rechts im Bild übertrumpft mit seiner Höhe von 632m alle Gebäude der Stadt

Der Shanghai Tower rechts im Bild übertrumpft mit seiner Höhe von 632m alle Gebäude der Stadt

Das Beleuchtungskonzept für das 132 Stockwerke umfassende Hochhaus wurde vom Unternehmen Kolarz mit Firmensitz im niederösterreichischen Breitenfurt entwickelt. Zahlreiche österreichische Betriebe sind in Shanghai seit Jahren ansässig, wie das österreichische Familienunternehmen Zotter. Julia Zotter, die Tochter des Firmengründers, leitet in Shanghai das Schokoladen-Theater. Eine 24.000m2 große Schokoladen-Erlebniswelt, die in ihrer Art einmalig in Asien ist.

Die österreichische Wirtschaft hat natürlich ein besonders großes Interesse an einer direkten Flugverbindung zwischen Wien und Shanghai. Trotz insgesamt durchwachsender Ergebnisse im bilateralen Außenhandel stieg das Handelsvolumen zwischen Österreich und China im Jahr 2015 weiter auf 11,2 Mrd. EUR an. Damit ist China mit Abstand der wichtigste Handelspartner Österreichs in Asien.

Höher, schneller, weiter... Shanghai beteiligt sich seit knapp 30 Jahren an diesem weltweiten Wettrennen

Höher, schneller, weiter… Shanghai beteiligt sich seit knapp 30 Jahren an diesem weltweiten Wettrennen

Tourismus – der Boom hat gerade erst begonnen

Das rund 10:20 Stunden Flugzeit von Wien entfernte Shanghai ist aber nicht nur für die heimischen Wirtschaftstreibenden von besonderer Bedeutung, sondern auch in zunehmenden Maße für den Tourismus. Das chinesische BIP sowie die Zahl der Reisenden nach Europa steigt von Jahr zu Jahr rasant an. Die Ankünfte aus China in Österreich im Jahr 2015 sind im Vergleich zum Vorjahr um 43,6% auf insgesamt 715.100 Besucher gestiegen. Alleine in Wien verzeichnete man zuletzt ein chinesisches Nächtigungsplus von 36,1%. Dabei ist das Land gerade erst dabei den internationalen Tourismus zu entdecken. Auch wenn das Reiseland Österreich derzeit bei den beliebtesten Reisedestinationen in Europa noch keine wichtige Rolle einnimmt, so versucht die ÖW (Österreich Werbung) hier durch gezieltes Marketing Aufmerksamkeit zu erzielen.

Auch in der LH Gruppe verzeichnete man in den letzten Jahren einen gewaltigen Anstieg chinesischer Flugpassagiere. Trotz einer leicht stagnierenden Wirtschaftslage, konnte man in der LH Gruppe im vergangenen Jahr immer noch ein Passagierplus von 10% im Chinaverkehr verzeichnen. Derzeit gibt es auf der neuen Austrian Verbindung nach Shanghai noch kein  Air China Codeshare Abkommen. Die LH Gruppe ist aber laut Jürg Christen bestrebt, die Zusammenarbeit mit der staatlichen Fluglinie im Chinaverkehr zu intensivieren.

Austrian Airlines möchte mit seinem Service an Bord der Boeing 777 bei den Passagieren punkten

Austrian Airlines möchte mit seinem Service an Bord der Boeing 777 bei den Passagieren punkten

Neben einem starken Punkt-zu-Punkt Verkehr auf der neuen Verbindung, erhofft man sich in der Austrian Airlines Konzernzentrale aber auch einen hohen Anteil an Umsteigeverkehr nach West- und Osteuropa. Bereits heute tragen die Langstreckenverbindungen laut Aussagen von Austrian CFO Franz Lachinger ca. 40% am Gesamtumsatz der Fluglinie bei. Im vergangenen Jahr sind fast 1,3 Millionen Passagiere auf der Langstrecke befördert worden, was einem leichten Plus von 0,6% entspricht.

Die Neuaufnahme von Interkontinentalflügen wie zuletzt nach Miami, Colombo oder Mauritius, haben maßgeblich zum Erfolg des Unternehmens beigetragen und wurden im Rahmen der bestehenden Flugzeugflotte durchgeführt. Frühestens ab dem Jahr 2018 sieht Heinz Lachinger die Möglichkeit weiteres Langstreckenfluggerät für einen Ausbau des Streckennetzes anzuschaffen.

Sollte sich jedoch die neue Verbindung nach Shanghai mit ihren geschätzten 150.000 Passagieren jährlich positiv entwickeln, könnte Sie ein weiterer wichtiger Baustein für den weiteren Ausbau der Langstrecke sein.

Martin Dichler

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