18. 11. 2000: Fahrt nach Budapest

Vereinsausflug nach Budapest, MALÉV lädt ein!
Schlechtes Wetter, Nebel, Regen?  Wen kümmert das schon, wenn man im Cockpit einer Tu-154 sitzt, in nur wenigen Metern Entfernung eine An-72 vorbei rollt oder der Frachtraum einer An-26 inspiziert werden kann. Ungarn war eine Reise wert, aber alles der Reihe nach…

Ha-lem

18. November 2000, 04.15 in der Früh: Der Wecker läutet, nach nur wenigen Stunden Schlaf fallen mir beim Öffnen der Jalousien die Worte einiger skeptischer Vereinsmitglieder ein: Im November nach Budapest? Bei dem Wetter? Und tatsächlich: Nebel und Regen schon in Wien ließen nicht das beste Wetter in Budapest erwarten. Aber was soll’s, ab zum Flughafen und mit 21 Vereinskollegen im gecharterten Bus in Richtung Ungarn. Wir wussten, dass Martin Dichler eine Werftbesichtigung organisiert hatte. Bezüglich des Vorfeldauftritts hofften wir auf die bekannte Gastfreundschaft der Ungarn. Und wir sollten nicht enttäuscht werden.

In Budapest wurden wir durch je einen Vertreter der Malev, Hr. Tamas TAJTHY, und des Budapester Flughafens, Hr.Viktor HEINCINGER, empfangen. Die Formalitäten wurden rasch erledigt, und schon waren wir mitsamt unserem Bus im Betriebsgelände des Airports. In Anbetracht der mit diversen interessanten Flieger vollgeparkten Vorfelder im Bereich der Werft und des alten Terminals kamen erste Sorgen auf. Werden wir so viel Zeit haben, alle zu besichtigen? Werden wir überhaupt der Erlaubnis bekommen, auszusteigen, um zu fotografieren? „No Problem“ war in den nächsten Stunden die häufigste Antwort die wir zu hören bekamen.

Los ging es mit zwei An-26, der YR-ITA der Ion Tiriac Air in DHL-Farben sowie der titellosen LZ-MNL. Daneben parkten zwei Yak 40 der Aerostar und  der LRI. Aussteigen? Kein Problem. Die Flugzeuge aus nächster Nähe betrachten? Kein Problem. Besonders eindrucksvoll war der Blick in den Frachtraum der Antonovs. Auch das Wetter hatte ein Einsehen, und es regnete nicht mehr. Und schon zog es uns zum nächsten Vorfeld: Die dort geparkte Renan An-72 und daneben die wunderschön bemalte Pannon Airlines Tu-154 zogen unsere Blicke auf sich. Letztere operierte diesen Sommer Charterflüge ab Budapest zu den üblichen Mittelmeerdestinationen, schien nach Ablauf der Sommersaison aber eher unterbeschäftigt.

Der nächste Höhepunkt erwartete uns in der Werft der Aeroplex Europe, der Maintenence Company vor Ort. Hier werden A,B,C und D-Checks für Malev und diverse Fremdcarrier durchgeführt. Vor wenigen Monaten ließ beispielsweise die britische Royal Air Force eine VC-10 in Budapest warten und lackieren. Im ersten Hangar wurde gerade ein Check an einer Air Europe Italy 767 durchgeführt, die sich in neuen Farben aber beinahe ohne Interieur präsentierte. An Bord gehen? Wie immer… kein Problem. Unter fachkundiger Leitung von Herrn Sandor TOTH besichtigten wir das Cockpit sowie den Passagierbereich der 767, der ohne Sessel enorm weitläufig wirkte. Zeit für ein Gruppenfoto im „leeren“ Flugzeug.

Der zweite Hangar beinhaltete eine Malev 737-400, deren Triebwerke gerade ausgebaut und gecheckt wurden (und natürlich besichtigt werden konnten), sowie eine ganz weiße ukrainische B 737-200 der ukrainischen Aerosweet. Auch hier war es möglich, einen Blick ins Innere zu werfen. Leider war keine Tu-154 da, wir hätten auch diese gerne von innen gesehen. Malev macht es möglich – hinein in den Bus, über das Vorfeld zu einer abgestellten Tupolev, und schon waren wir drin. Die verbliebenen Maschinen russischer Bauart, die jahrelang gemeinsam mit der Tu-134 das Rückgrat der Malev-Flotte bildeten, sollen bis März die Flotte verlassen. Beeindruckend war vor allem das geräumige Cockpit (es müssen ja auch vier Leute Platz finden…) – und natürlich das Gefühl, in einer Tu-154 zu sein.

Gleich neben der Tupolev stand der neueste Flottenzugang des ungarischen Flagcarriers: Die B 767-300, welche die beiden kleineren Schwestern der Serie 200 auf dem Langstreckennetz ergänzt. Und auf der anderen Seite: ein „alter Bekannter“ für alle, die in den letzten Jahren in Budapest waren: Die in Aruba registrierte ex-Malev 737-200 mit Air Kazakstan-Aufschrift und Bemalung. Das Flugzeug wurde nie abgeliefert und wartet seit 2 Jahren in Budapest auf bessere (sprich aktive) Zeiten.

Inzwischen waren wir zu Fuß am Vorfeld unterwegs – nicht etwa, weil der Bus nicht erlaubt gewesen wäre, es war nur praktischer und zeitsparender. Eine weiße Antonov 2 erregte als nächstes unsere Aufmerksamkeit. Bei näherer Inspektion machte sie einen sehr gepflegten Eindruck. Als ein Wagen bei unserer Gruppe hielt, waren wir überzeugt, dass sich jemand erkundigte, was die Gruppe von 22 Leuten mitten am Vorfeld zu suchen hätte. Falsch gedacht – schließlich waren wir in Budapest. Der Fahrer fuhr davon, um kurz darauf mit den Schlüsseln für die Antonov zurückzukommen. Der  aufgrund seiner Konstruktion als Oldtimer qualifizierte Doppeldecker stellte sich als beinahe brandneues Flugzeug heraus: Zwar elf Jahre alt, aber nur 100 (!) Flugstunden am Buckel. Und um ca. 400.000 ATS zu haben! Im Vergleich zu der Antonov bei unserem Vereinsausflug vor vielen Jahren war diese mit Tischen und  bequemen Sesseln vergleichsweise komfortabel eingerichtet. Das gleiche gilt für die beiden nebenan abgestellten Let 410 der ungarischen Flugambulanz, die uns ebenfalls präsentiert wurden.

Inzwischen war es schon kurz nach 12.00, die ersten Mägen begannen zu knurren, und auch darauf  hatten unsere ungarischen Freunde die richtige Antwort: in einem nahegelegenen Gebäude konnten wir uns von der Qualität des Malev-Caterings überzeugen. Während wir gar nicht mit einem derartigen Service gerechnet haben, entschuldigten sich unsere Gastgeber sogar noch dafür, dass sie keinen prunkvolleren Rahmen bieten konnten (obwohl es auch daran absolut nichts zu beanstanden gab).  Derart gesättigt, konnte die Tour, die inzwischen schon mehrere Stunden dauerte, weitergehen. Wir hatten schon beinahe ein schlechtes Gewissen, die Zeit unserer beiden Begleiter derart zu beanspruchen. Diese zerstreuten allerdings durch ihre Freundlichkeit und Herzlichkeit all unsere Bedenken. Das aktive Vorfeld des Ferihegy Airport zeigte das heutige Gesicht der Malev: B 737, B 767 und Fokker 70 dominierten das Geschehen. Eine Air Europa 737-800 in neuen Farben und die Air Baltic Fokker 50 waren interessante Besucher.

Abschließend  besuchten wir das Museum, eine Ansammlung an ehemaligen Malev-Flugzeugen (Li-2, Il-14, Il-18, Tu-134 und T-154). Dass die beiden Tupolevs auch von innen besichtigt werden konnten, erschien an diesem Tag schon fast selbstverständlich. Allerdings war allen Teilnehmern bewusst, dass der Ablauf dieser Führung alles andere als selbstverständlich war. Ich bin überzeugt, für alle sprechen zu können, dass unsere kühnsten Erwartungen übertroffen wurden. Dafür gilt mein Dank dem Organisator unsererseits – Martin  Dichler – und  allen Beteiligten in Budapest, die diesen Tag zu einem großen Erlebnis machten:

Und für all unsere Mitglieder, die diesmal nicht dabei waren: der nächste Ausflug kommt bestimmt. Und auch wenn dieser schwer zu überbieten ist: wir werden unser möglichstes tun!

Ein ganz besonderer Dank gilt Herrn Tamas TAJTHY (MALEV, Marketing/Communication), Herrn Viktor Heincinger (BUD Airport Authority), sowie Herrn Sandor TOTH (Aeroplex) für ihre freundliche Unterstützung unseres Vereinsaufluges nach Budapest, der uns noch lange durch soviel ungarische Gastfreundschaft in Erinnerung bleiben wird !