07. 02. 2010 Austro Control Standort Schnirchgasse

Im Zentrum der österreichischen Luftfahrt

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Die Flughafenfreunde Wien besuchen das ACC (Aera Control Center) der Austro Control

Ohne die Firma Austro Control gäbe es in Österreich keine Luftfahrt, die Aufgaben des Unternehmens sind vielfältig und den meisten wohl wenig bekannt. Das Unternehmen gliedert sich in drei Bereiche. Der weitläufig bekannteste ist sicherlich die Abteilung Air Navigation Service (ANS), welche sich in mehrere Aufgabenbereiche gliedert. Das Air Traffic Management mit seinen rund 300 Fluglotsen dürfte jedem bekannt sein. Dieser Bereich regelt den sicheren und wirtschaftlichen Ablauf des Flugverkehrs über Österreich. Das Aeronautical Information Management (Luftfahrtinformationsdienst) unterstützt die Piloten mit allen notwendigen Informationen für einen sicheren Flug. Die Mitarbeiter des Flugwetterdienstes geben aktuelle Informationen zur Wetterlage und helfen mit, Flugzeuge vor Turbulenzen und Wettererscheinungen zu warnen.

Ein weiteres Aufgabengebiet der Austro Control ist die Luftfahrtagentur (LFA). Diese übernimmt im Auftrag der Republik Österreich behördliche Leistungen wie die Überprüfung und Zulassung von Luftfahrzeugen. Kontrollen von in- und ausländischen Flugzeugen auf heimischen Flughäfen gehören genauso zu ihren Aufgaben, wie die Prüfung und Zulassung von Pilotenscheinen. Der Such- und Rettungsdienst der Austro Control sorgt dafür, dass abgängige Luftfahrzeuge geortet und notwendige Rettungsmaßnahmen eingeleitet werden. Der neue Unternehmensbereich KNS wurde geschaffen, um die kommerzielle Aktivität der Austro Control außerhalb des Kerngeschäftes zu entwickeln und zu koordinieren.

Am Vereinsabend 5. Februar 2010 besuchte uns Herr Peter Fehrer (Fluglotse) und Mag. Markus Pohanka (externe Kommunikation) von Austro Control um uns über das Unternehmen und im Speziellen über die Aufgaben der Fluglotsen zu informieren. Fluglotse ist nicht Fluglotse wie wir erfahren mussten. Zwar ist der im Jahr 2004 neu erbaute Tower das optische Schmuckstück der Austro Control, auf 6810m² Grundfläche haben die Fluglotsen des VIE Tower, VIE Approach und die zuvor bereits einmal im Rahmen eines Vereinsausflug besichtigte, Flugwetterstation ihren neuen Standort gefunden. Das 109 Meter hohe Gebäude ist bereits weit sichtbar und wurde in den vergangenen Jahren zum unverwechselbaren Wahrzeichen des Flughafens Wien. Herr Fehrer selbst arbeitet als Fluglotse in der Abteilung ACC (Area Control Center) welche sich in der Schnirchgasse, im dritten Wiener Gemeindebezirk befindet.

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Herr Peter Fehrer erklärt die Aufgaben des Fluglotsen und begeisterte die anwesenden Mitglieder

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Am Sonntag den 7. Februar bekamen 11 Mitglieder des Vereines die Möglichkeit geboten, einen Blick in die Diensträume der Controller zu machen. Obwohl das Gebäude von außen relativ unscheinbar aussieht, beherbergt es modernstes technisches Equipment, welches auch geschützt gehört. Erst nach einer Kontrolle und der langen Vorbereitung von Herrn Fehrer erhielten wir die Zutrittsmöglichkeit in das Gebäude. Erst einmal angekommen wundern wir uns über das Großraumbüro und dessen große Dimensionen.

image004Kein Flugbetrieb in Österreich ohne die MitarbeiterInnen in der Schnirchgasse

In einem drei Schichten System versehen hier jeweils durchschnittlich sechzehn Fluglotsen ihren Dienst. Die Fluglotsen der ACC regeln den Flugverkehr über einer Flughöhe von 24.000 Fuß (ca. 7500m), darunter sind die Fluglotsen des Bereichs Approach und Tower zuständig. Back Up Systeme sorgen dafür, dass im Falle eines Stromausfalles, die Fluglotsen ihrer Arbeit ungestört nachgehen können um den Flugverkehr über Österreich nicht zu gefährden. Die Fluglotsen weisen den Luftfahrzeugen ihre Flughöhe und Richtung zu, damit die benötigten Sicherheitsabstände gewährleistet werden. Die horizontale Staffelung beträgt dabei mindestens 5 nautische Meilen (9km) seitlich, nach vorne und hinten. Die vertikale Staffelung beträgt mindestens 1000 Fuß, was in etwa 300 Meter entspricht.

image005 Neben dem Radarschirm zählt der einfach genannte „Streifen“ zu den wichtigsten Arbeitsmitteln des Fluglotsen. Auf diesen Papierstreifen sind alle wichtigen Daten für den bevorstehenden Durchflug des Luftfahrzeugs gekennzeichnet. So finden sich auf den kleinen Streifen alle wichtigen Informationen für den bevorstehenden Arbeitsauftrag. Neben der Abflugzeit befindet sich darauf die erwartete Flughöhe (FL), der Flugzeugtyp, die Flugnummer, Flugrichtung und Enddestination des Fluges.

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Die Ausbildung zum Fluglotsen ist schwierig und beinhaltet eine lange Ausbildung. Wer einmal Fluglotse ist muss sich immer wieder neuen Schulungen unterziehen, um den aktuellen Anforderungen zu entsprechen. Wenngleich der Job des Fluglotsen gut bezahlt ist, die Verantwortung für das Leben von hunderten Passagieren ist nicht unbeträchtlich! Das Unternehmen ist immer auf der Suche nach neuen Mitarbeitern. „Wir suchen Maturantinnen und Maturanten im Idealalter zwischen 18 und 25 Jahren, die Interesse an der dreijährigen Ausbildung zum Fluglotsen haben. Gute Englischkenntnisse und ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen sind Grundvoraussetzungen“, umreißt Daniel Gschwind, Leiter der Austro Control Akademie, das Anforderungsprofil und ergänzt: „Geboten werden eine professionelle Ausbildung und die einmalige Gelegenheit einen echten Traumjob zu erlernen.“  Unter dem Motto „Traumjob Fluglotse“ finden immer wieder Berufsinfo-Tage statt.  Wer sich für den Beruf des Fluglotsen oder der Fluglotsin interessiert, kann sich direkt an das Unternehmen wenden. Die Aufgabe eines Fluglotsen besteht, vereinfacht gesagt, in der Führung des Flugverkehrs mit Hilfe eines Radarbildes und durch den Funkkontakt mit den Piloten. Er gibt die Flugroute und die Flughöhe vor, erteilt die Starterlaubnis und gibt die Freigabe zur Landung.Zusätzlich bietet er aktuelle, wichtige Informationen, die für eine sichere Flugdurchführung erforderlich sind. Er ist damit – neben demPiloten selbst – der wichtigste aktive Sicherheitsfaktor in der Luftfahrt.

Die Flughafenfreunde Wien bedanken sich bei Herrn Peter Fehrer für sein privates Engagement, uns seine interessante Tätigkeit näher zu bringen.

Martin Dichler