Zum Schnäppchenpreis nach ORD

Die neue Austrian Langstreckenkabine im Test

Bildnachweis: Austrian Airlines

Bildnachweis: Austrian Airlines

Sommerzeit ist Urlaubszeit und die meisten Eltern von schulpflichtigen Kindern sind genauso wie ich dazu gezwungen, in den zwei aufkommensstärksten Monaten Juli/August ihren verdienten Familienurlaub anzutreten. Ein Umstand welcher die Fluggesellschaften dazu veranlasst, in diesem Zeitraum ihre Ticketpreise drastisch anzuheben um zumindest einmal im Jahr hochprofitabel zu wirtschaften.
Martin Dichler berichtet im folgenden Bericht von seinen ganz persönlichen Eindrücken aus der neuen AUSTRIAN Langstreckenkabine auf dem Weg nach Chicago.

Nachdem meine Familie den Entschluss zur Reise in die USA bereits im Oktober 2012 gefasst hatte, begann für mich die schöne Zeit der Urlaubsvorbereitung. Was für andere vielleicht Stress bedeutet, z.B.: das Recherchieren einer Reiseroute, sowie das Buchen der Tickets und Hotels, zählt für mich zur schönsten Zeit des Jahres. Bekanntlich zählt die Vorfreude auf einen Urlaub, zu den schönsten Freuden. Aber wie auch immer, Teil meiner geplanten Urlaubsreise war ein Flug von Wien nach San Francisco (10. Juli) und ein Rückflug von Los Angeles (27. Juli). Diese als Gabelflüge gekennzeichneten Flüge, sind in den meisten Fällen noch einmal um einige hundert Euro teurer, als ein Hin- & Rückflug zur selben Destination.

Als ich im Oktober des vergangenen Jahres erstmals das Internet nach den verschiedensten Angeboten durchsuchte, wurde mir sehr schnell klar, dass dieser Urlaub sehr teuer werden würde. Bei den Anbietern LUFTHANSA, SWISS, TURKISH, BRITISH AIRWAYS und dem Verbund KL/AF, lagen die Preise zu dieser Zeit für vier Vollzahler auf der Strecke VIE-SFO-VIE bei einer Preisspanne zwischen € 3800 bis € 4400,-. Der genannte Gabelflug VIE-SFO bzw. LAX-VIE lag bei Preisen zwischen € 4000 und € 4800,-. Der naheliegende Versuch einen San Francisco Flug mit Austrian Airlines ab Wien zu buchen, kam aufgrund der dort gebotenen Preise (€ 5000,- aufwärts, via New York oder Washington) erst gar nicht einmal in Betracht. Die Preispolitik zum Zeitpunkt der geplanten Buchung zeigte eines eindeutig auf, der LH Konzern war eindeutig bemüht, seine Direktflüge über Frankfurt anzufüttern.

Nach einer längeren Pause begann ich im Jänner 2013 wieder mit der neuerlichen Flugsuche und musste feststellen, dass die Preise der Tickets bereits beträchtlich nach oben gestiegen waren. Vermutlich hatten viele wie ich auf das Weihnachtsgeld gewartet und während der Ferientage ihre Urlaubsbuchung vorgenommen. Direktflüge nach SFO (San Francisco) waren plötzlich nicht mehr unter € 4400,- zu bekommen und Gabelflüge gar nicht unter € 5000,-. Die Austrian Airlines Ticketpreise begannen generell erst bei knapp € 5500,-.

Die OE-LAT am Flughafen Wien

Die OE-LAT am Flughafen Wien

Austrian Airlines neue Langstreckenkabine im Test (OS 65/66)

Buchung:

Nachdem ich dem Homecarrier eigentlich schon keine reelle Chance mehr für eine Flugbuchung gegeben hatte, begann dieser mit der Bewerbung seiner neuen Langstrecke nach Chicago, welche ab dem 17. Mai mit der neuen Kabinenausstattung seiner Boeing 767 angeflogen werden sollte. Waren zu Anfang die Ticketpreise für einen Direktflug VIE- ORD (Chicago)-VIE bei rund € 900,- für den gewünschten Termin gelegen, so wurde ich am Abend des 13. Jänner von einem Red Ticket Angebot überrascht, welches es meiner Meinung nach, so eigentlich gar nicht geben hätte dürfen! Den an dem besagten Abend spuckte mir mein Computer plötzlich ein Angebot aus, bei dem mir gar nichts anderes übrig blieb, als sofort zu buchen! Für den Gabelflug VIE-ORD-SFO und LAX-ORD-VIE , also meinen Traumrouting, wurde mir ein unglaublicher AUSTRIAN Preis von nur € 2410,- für vier Personen via ORD geboten. Sollte sich meine stundenlange Flugsuche vor dem PC wirklich ausgezahlt haben?

Lag hier ein Fehler im OS Buchungssystem vor oder wurde der Flug tatsächlich um 50% billiger, als bei allen anderen Mitbewerbern angeboten? Wie auch immer, ich zögerte keine Minute und buchte unseren Schnäppchenflug in die USA. Innerhalb von Minuten hielt ich überglücklich meine Flugbestätigung in den Händen.

Check In/Boarding:

Am 10. Juli war es dann soweit, am Abend zuvor checkte ich meine Familie für den bevorstehenden Flug online ein. Jedoch musste ich sehr schnell feststellen, dass zwar alle vier Passagiere eingecheckt hatten, das PDF mit den Bordkarten, aber nur auf drei Passagiere ausgestellt war. Ein Umstand der nicht für weitere Probleme sorgte, denn die nette Dame am OS Schalter händigten uns am nächsten Tag den benötigten vierten Boardingpass umgehend aus. Nicht nur das nette Personal am Check-In war an diesem Tag besonders erfreulich, sondern auch der Umstand, dass so gut wie keine anderen OS Passagiere vor uns in der Warteschlange zum Check In standen. Unser Abflug war für 10:25 Uhr angesetzt und nachdem es sich um einen US Flug handelte, wollten wir auch rechtzeitig am Boarding Gate erscheinen. Dort angekommen, wurden alle Passagiere einer ausführlicheren Bordkartenkontrolle unterzogen, bevor das Boarding begann. Leider konnte ich das Angebot der netten Austrian Damen nicht annehmen, denn nachdem unser Flug stark überbucht war, wurde ein Freiwilliger, welcher für € 600,- zu einen späteren Zeitpunkt über Frankfurt nach Chicago geflogen wäre, gesucht.

Für ausreichend Unterhaltung ist gesorgt- das neue Bord- Entertainment-System an Bord der Boeing 767

Für ausreichend Unterhaltung ist gesorgt- das neue Bord- Entertainment-System an Bord der Boeing 767

Flugzeug/Kabine:

In den vergangenen Monaten investierte Austrian Airlines € 90 Millionen in die Kabinenumrüstung seiner 10 Langstreckenflugzeuge der Typen Boeing 767 und 777.

Insgesamt wurden 2538 Flugzeugsitze ausgetauscht und mit einem modernen Bord- Entertainment-System (Video on Demand), sowie neuen Business Class Sitzen, die sich zu völlig flachen Betten umwandeln lassen, ausgestattet. Der Erstflug mit dem neuen Produkt fand am 9. Jänner nach Male an Bord der OE-LPD (B772) statt. Seitdem freut sich das Traditionsunternehmen über eine steigende Kundenzufriedenheit und gute Auslastung der Langstreckenflotte.

Die neue Austrian Business Class setzt Maßstäbe Bildnachweis: Austrian Airlines

Die neue Austrian Business Class setzt Maßstäbe
Bildnachweis: Austrian Airlines

Die Boeing 767-300 fliegt in einer bequemen 2-3-2 Sitzanordnung Bildnachweis: Austrian Airlines

Die Boeing 767-300 fliegt in einer bequemen 2-3-2 Sitzanordnung
Bildnachweis: Austrian Airlines

Meine Vorfreude auf die neue Kabine an Bord einer Boeing 767 war dementsprechend groß. Unser Flugzeug, welches uns vier nach Chicago bringen sollte, war die OE-LAT. Die Boeing 767-31AER mit der Produktionsnummer 25273 hatte ihren Erstflug bereits am 17. September 1991. Mit seinen 21,9 Jahren ist dieser Jet zweifelsfrei kein „Youngtimer“ in der Austrian Flotte. Die bekannt gute Austrian Wartung und der nachträgliche Einbau von Winglets, sowie der nun neuen Innenkabine, werden dem Flugzeug aber noch einige erfolgreiche Jahre im Konzern bescheren. Auf den Passagier machte das Flugzeug den Eindruck, als wäre es so gut wie neu! So machte die neue Kabinenausstattung auch auf mich sofort einen sehr guten Eindruck und ich freute mich schon darauf, alle Details der neuen Ausstattung kennen zu lernen. Mit meiner nicht geraden kleinen Körpergröße von 190cm fühlte ich mich selbst in der Economy Class, mit einen Sitzabstand von nur 79 Zentimetern von Anfang an sehr wohl. Meine besondere Aufmerksamkeit galt natürlich dem neuen Inflight-Entertainment-System. Dieses bietet jedem Passagier einen 23 Zentimeter großen Touchscreen in ausgezeichneter Auflösung. Das Angebot an Spielfilmen, Dokumentationen, TV Serien, Musik und Spielen ist umfassend und mehr als ausreichend für einen 10-stündigen Flug.

Hatte ich im vergangenen Dezember auf einem Testflug an Bord des neuen LOT Boeing 787 Dreamliners noch den Umstand beanstandet, dass der Nutzer des Inflight- Entertainments eine herkömmliche Kabelfernsteuerung zur Benutzung des Systems benötigte, hätte ich mir dieses altmodische System an Bord der Austrian 767 jetzt gewünscht. Ein Touchscreen hat zweifelsfrei seine Vor- und Nachteile. Zwar benötigt man kein eigenes Steuerelement für die Nutzung des Unterhaltungssystems, doch sollte so wie auf meinem Flug nach ORD ein jugendlicher Passagier am Platz hinter mir, in sein Computerspiel vertieft sein und dabei im Sekundentakt an die Rückenlehne tippen, so werden die Nerven des Vordermannes, sehr schnell auf die Probe gestellt.

Crew/Catering:

Sowohl auf unserem Hinflug (OS65), als auch auf unserem Rückflug (OS 66) gab es an der Crew nichts zu kritisieren. Besonders hervorzuheben sind die Bemühungen eines männlichen Crewmitgliedes, welcher versucht hat, die in Deutsch sprechenden jugendlichen Passagiere, zum Englisch sprechen zu animieren. Eine kurze Diskussion mit einer Flugbegleiterin, bezüglich der Aufforderung des Schließens meines Fensterrollos an diesem Tagesflug, wurde von einer Kollegin professionell gelöst. Die Qualität unseres DO& CO Essen an Bord war ausgezeichnet, doch scheint es, als ob hier das Unternehmen leider an der falschen Stelle spart. Zwar mundet das Essen, doch leider sind die Portionen viel zu klein geraten.
Am besten lassen sich die immer kleineren Essensportionen an den immer kleiner werdenden Essentabletts erkennen. Vermutlich wären die meisten Passagiere bereit, € 10,- mehr für ihr Flugticket zu bezahlen, wenn Sie dafür Portionen bekommen würden, die Sie auch satt machen würden. Das Catering an Bord von Flugzeugen ist ein Thema welches die Fluggesellschaften unterschiedlich angehen. Mit DO&CO verfügt der Konzern aber zweifelsfrei über einen der besten Caterer in der Branche. Was das Getränkeservice betrifft, so muss ich den Crews auf beiden Flügen mein persönliches Lob aussprechen.

Schmackhaft, aber doch etwas klein geraten

Schmackhaft, aber doch etwas klein geraten

Fast durchgehend waren die freundlichen Mitarbeiter auf den Beinen um den Passagieren Getränke anzubieten.

Im Endanflug auf ORD

Im Endanflug auf ORD

Mein persönliches Fazit:

Fliegen zum Schnäppchenpreis von nur € 602,- pro Ticket in der Hochsaison macht Spaß!

Nicht nur das der Tarif für die Tickets unglaublich niedrig war, konnte die reduzierte Meilengutschrift des Red-Tickets, durch eine Bonusaktion (Doppelte Meilen nach ORD), wieder herein gebracht werden. Die neue Langstreckenkabine der Austrian Airlines macht Sinn und wird viele Passagiere an Bord der Boeings noch lange erfreuen. Das Produkt entspricht den heutigen marktüblichen Standards und macht Austrian Airlines dadurch wieder zu einer durchaus überlegenswerten Option. Meine persönliche Benotung für diesen Flug ist eine 2 für ein „Gut“. Sollte der LH Konzern wirklich an einer Förderung der AUSTRIAN Langstrecke ab Wien interessiert sein, so sollten sich mit dem neuen hochqualitativen Produkt genügend Passagiere finden.

Martin Dichler

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