WEF: Hochbetrieb am People’s Airport St. Gallen-Altenrhein

Was schätzt der Geschäftsreisende an einer Flugreise? Kurze Wege am Flughafen, pünktliche und sichere Flüge sowie eine schnelle Verbindung zu attraktiven Flugzeiten an sein Flugziel. Schlagwörter, die für die kleinste Linienfluggesellschaft Österreichs sprechen. People‘s verbindet seit dem 28.März 2011 die Bundeshauptstadt Wien mit dem Westen Österreichs und das mit durchschlagendem Erfolg!

Was vor einigen Jahren nur wenige für möglich hielten, ist dem Vorarlberger Geschäftsmann Markus Kopf mit seinem im Privatbesitz befindlichen People‘s Airport St.Gallen-Altenrhein gelungen.  Nachdem der kleine Regionalflughafen im Jahr 2010 in den vollständigen Privatbesitz des Vorarlbergers überging, wurde kurz darauf die Gründung der Fluglinie People‘s bekannt gegeben, um den Platzhirschen Austrian Airlines aus dem profitablen Geschäft zu verdrängen.

APPROACH erhielt die Gelegenheit, anlässlich des jährlich stattfindenden WORLD ECONOMIC FORUM im schweizerischen Davos, einen Blick hinter die Kulissen des geschäftigen WEF- Flugbetriebes am People’s Airport St.Gallen-Altenrhein zu erhalten.

Manchmal kann einem ein großer Flughafen ganz winzig erscheinen, zum Beispiel dann, wenn die Uhr bei meinem frühmorgendlichen Abflug in Wien erst 06:30 Uhr anzeigt. Es ist ein wolkenverhangener Montagmorgen als ich mich auf den Weg zum Flughafen mache. Nach weniger als 20 Minuten Fahrzeit betrete ich den Terminal und checke für Flug PE 101 mit Abflug um 08:10Uhr ein. Im Terminal 1 herrscht gähnende Leere als ich meinen Boarding Pass entgegennehme. Obwohl der Flug laut Auskunft des Personals mit 60 Passagieren gut gebucht ist, stehe ich alleine und verlassen beim Check-In Schalter. Der Erfolg der Flugverbindung nach Altenrhein beruht auf dem hohen Anteil an Geschäftsreisenden, die den schnellen und direkten Anschluss ins Ländle begrüßen. Wie ich später am Gate beobachte, erscheinen die zumeist im Business Dress gekleideten Fluggäste tatsächlich erst sehr kurz vor dem Abflug. Der Hauptanteil der Passagiere sind Vielflieger und so verwundert es auch nicht, dass so mancher Gast an Bord des Embrear 170 vom Flugbegleiter mit Händedruck begrüßt wird. Kaum habe ich in dem bequemen Ledersitzen Platz genommen, rollt unser Flugzeug auch schon in Richtung Piste 11/29, um nach einem knapp einstündigen Flug in Altenrhein zu landen. Während des frühmorgendlichen Fluges wurden von den aufmerksamen Flugbegleitern nicht nur kostenlose Tageszeitungen ausgeteilt, sondern auch ein schmackhaftes Bircher-Müsli bzw. ein Früchte Joghurt mit Getränken serviert. Der moderne Embrear Jet scheint für die 650km lange Verbindung zwischen der Bundeshauptstadt und der Ostschweiz das geeignete Fluggerät zu sein. Das Flugzeug ist schnell und komfortabel und bietet mit seiner voluminösen Kabine mit nur 76 Sitzplätzen genau die richtige  Kapazität, um die Strecke  wirtschaftlich profitabel betreiben zu können. Die technische Zuverlässigkeit von zuletzt 99,8%, untermauert zudem die Verlässlichkeit des Flugzeuges im täglichen People‘s Einsatz.

Österreichische Reiseveranstalter wie Highlife oder Rhomberg Reisen, die auf der Suche nach einem geeigneten Fluggerät mit geringerer Kapazität sind, greifen deshalb zunehmend auf die Kapazitäten von People‘s zurück. So betreibt die Fluggesellschaft die Jets „Nora“ und „Laura“, beide benannt nach den Kindern des Firmengründers Markus Kopf, vermehrt für Voll und Ad-Hoc Charter in ganz Europa.

In der Sommersaison 2018 bietet man in Zusammenarbeit mit regionalen Reiseagenturen ein umfangreiches Sommerflugprogramm ab  dem Flughafen St.Gallen/Altenrhein nach Olbia, Cagliari, Neapel, Lefkas, Ibiza, Menorca und Palma de Mallorca an. Zusätzlich kommen die beiden People‘s Flugzeuge aber auch ab den bayrischen Flughafen Memmingen (Neapel, Calvi), Zürich (Menorca), Graz (Ibiza), Wien und Salzburg (Lefkas/Epiros) zum Einsatz.

Die Fluglinie, die zu ihrer Gründung von manchen Mitbewerbern noch milde belächelt wurde, kann auf eine sehr positive Entwicklung zurück blicken. Bereits im Jahr 2016 wurden 100.219 Passagiere auf den People‘s Linien- und Ferienflügen befördert. Seit März 2017 betreibt People‘s einen zweiten Embrear 170 Jet (OE-LTK), der im Jahr 2017 ursprünglich für die Bedienung der kurzfristig angebotenen Linien nach Friedrichshafen und Köln/Bonn vorgesehen war. Mit der Erteilung des IATA Operational Safety Audits (IOSA) im Mai des vergangenen Jahres, wurden People‘s neue Möglichkeiten für eine kommerzielle, wie operationelle Zusammenarbeit mit anderen Fluggesellschaften bescheinigt, um auch das zweite Flugzeug noch erfolgreicher zu vermarkten.

Auch wenn das Unternehmen keine Geschäftszahlen veröffentlicht, so bestätigt Thomas Mary (CFO) im Gespräch mit Approach den wirtschaftlich positiven Erfolg auf der Wien-Verbindung eine gute Entwicklung des Chartergeschäftes.

WEF- eine große Herausforderung für das ganze People‘s Team

Das Ziel meines heutigen Fluges, ist im Vergleich zum Wiener Flughafen, der zuletzt immerhin mehr als 24 Millionen Passagiere abgefertigte, tatsächlich beschaulich. Bereits 1926 wurden an der heutigen Stelle des People’s Airport St.Gallen-Altenrhein erste Flugzeuge gefertigt, darunter das wohl bekannteste Flugboot aus dem Hause Dornier, die DO-X. Durch die spezielle, geografische Lage des Schweizer Flughafens, der nur unweit der Vorarlberger Grenze liegt, wurden bereits Mitte der 30er Jahre erste Linienflüge nach Basel, München und Innsbruck angeboten. Im Jahr 1988 erkannte das österreichische Luftfahrt Power- Duo Rolf Seewald& Renate Moser mit ihrer Fluggesellschaft Rheintalflug, das Potential des Flughafens und startete wenig später regelmäßige Linienflüge nach Wien, die in weiterer Folge von Austrian Airlines übernommen wurden.

People‘s ist heute die einzige Fluggesellschaft, die den Flughafen im Linienverkehr täglich anfliegt. Im Jahr 2016 zählte man nach einem Passagierplus von 7% insgesamt 108.521 Passagiere. Während der geschichtsträchtige Flughafen im Normalfall vier tägliche Wien Flüge, Charterflüge in 11 Sommerdestinationen und einige Business Jets Landungen zählt, verwandelt sich dieser während des jährlich stattfindenden WORLD ECONOMIC FORUM (23. bis 26.Jänner) in Davos, zu einem Business – Hub für anreisende Wirtschaftsgrößen und Celebritys. Über 3.000 Gäste, darunter mehr als 70 Staatsgäste sowie 1.900 Konzernchefs machten sich auch heuer wieder auf den Weg in das beschauliche Bergdorf im Kanton Graubünden, um am 48. World Economic Forum teilzunehmen.

Während die hochrangigen Staatsgäste des heurigen Forums, darunter der amerikanische Präsident Donald Trump, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron oder die britische Premierministerin Theresa May, mit ihren Regierungsjets im nahen Zürich-Kloten landenten und dort alle verfügbaren Abstellflächen belegten, bot sich der People’s Airport St. Gallen-Altenrhein wieder einmal als verkehrsgünstige Alternative an.

Mit seiner nur 1500 Meter lange Piste, empfiehlt sich der Flughafen für Landungen von Flugzeugen bis zu einer maximalen Größe eines Bombardier Globaljets. Während des World Economic Forums wird dieses Angebot gerne von den Bossen großer Wirtschaftsunternehmen genutzt, liegt der Platz doch gerade einmal 115km vom Tagungsort in Davos entfernt und bietet damit die kürzeste Transferzeit für die anreisenden VIPS aus der ganzen Welt. Doch nicht nur die Entfernung zum Zielort ist ein Argument, das für den People’s Airport spricht, die überschaubare Größe der Einrichtungen sowie die effiziente Abfertigung der Flugzeuge werden sowohl von Kunden und Crews geschätzt.

Am Flughafen ist man stolz auf seine Leistungen und so lädt People‘s Finanzvorstand Thomas Mary alljährlich Journalisten zu einem Blick hinter die Kulissen des WEF Flugbetriebes ein. Bei einem gemeinsamen Rundgang über das Flughafenvorfeld erklärt Airport Manager Michael Felder die logistischen Herausforderungen für sein Team, während der stressigen WEF Woche. So werden während der WEF Tage an die 400 zusätzlichen Flugbewegungen registriert.

Aufkommensstärkster Tag ist naturgemäß der Montag, alleine während unseres einstündigen Rundganges landenten neun Business Jets, darunter Modelle der Marken Gulfstream 5, Bombardier Global Jets, Embrear 135 Legacy´s und eine Falcon 7X. Die meisten Landungen erfolgen aus international bekannten Business Destinationen wie London, Paris oder Berlin. Stark zunehmend sind aber auch Flüge aus Osteuropa (Sofia, Wrozlaw, Moskau). Das Highlight des Nachmittags war aber die Landung eines Direktfluges aus Palm Springs (USA). Der Prime Air Gulfstream 5 entlud gerade einmal zwei VIP Gäste die nach wenigen Augenblicken auch schon wieder in ihren Limousinen die Weiterreise nach Davos antraten.

Bei einem so dicht getränkten Flugplan sind ein eingespieltes Team sowie eine gute Vorausplanung, eine Grundvoraussetzung für das reibungslose Handling der vielen Business Jets. Kaum ist ein Jet am Flughafen gelandet wird er von einem Marshaller zu seiner zugeteilten Parkposition begleitet und eingewiesen. Haben die VIP Gäste das Flugzeug verlassen, werde diese entweder mit einem VIP Fahrzeug oder Aufgrund der kurzen Distanz, gleich zu Fuß bis zum Ausgang begleitet.

Während dessen kümmern sich bereits die fleißigen People’s Mitarbeiter um das Gepäck der Passagiere, bzw. um das Abschleppen des Jets auf seine endgültige Parkposition. „Zeit ist Geld- viele der Jets entladen ihre Passagiere nur kurz und fliegen im Anschluss auch gleich weiter zu ihrem nächsten Auftrag“, so Flughafenchef Michael Felder. Für alle Jets die länger am People’s Airport verbleiben wollen, bietet der Flughafen während der WEF Woche je nach Größe der Flugzeuge an die 40-45 Abstellpositionen. Jeder Quadratmeter zwischen den Hangars sowie ein Rollweg und das Vorfeld werden kreativ genutzt, um die millionenteuren Jets, dessen Anmiete bis zu USD 8000.- kosten kann, für einige Tage abzustellen.

Wartungsspezialisten vor Ort

Und sollte einer der vielen WEF Jets während seines Aufenthaltes am Flughafen Altenrhein eine technische Hilfsleistung benötigen, so bietet das vor Ort ansässige Wartungsunternehmen ALTENRHEIN AVIATION in vielen Fällen auch gleich die passende Lösung. Mit einem Jahresumsatz von CHF 12.Mio hat sich das Unternehmen auf die Wartung von Gulfstream G100, G150, G200 & G280, der Embraer Phenom 100/300 sowie Cessna Citation und Pilatus PC12 spezialisiert.

Mit einem Mitarbeiterstab aus über 50 Mechanikern, Avionikern und Spenglern, werden neben gängigen Wartungsaufgaben auch Flugzeugteile für das neueste Produkt aus dem Hause Pilatus, dem PC-24 Jet hergestellt. Für den 13 Meter langen und 9.Mio USD teuren Jet, der noch heuer erstmals ausgeliefert werden soll, produziert man mit viel handwerklicher Kunst neben der großen Fracht auch die Passagiertüre sowie die Landeklappen.

Die drei angemieteten Hangars am Flughafen Altenrhein sind während meines Besuches gut belegt durch Business Jets der genannten Typen, obwohl die Konkurrenz in diesem Business groß ist und die Schweiz nicht gerade als Billiglohnland bekannt ist.

Auf das Thema angesprochen bestätigt CEO Thomas K. Schilliger: „Die Konkurrenz am MRO-Markt ist groß –  doch wir bieten eine sehr gute Schweizer Qualität (inkl. transparenter Offerte & Kundenbetreuung) und wir liefern zum vereinbarten Termin – was von unseren Kunden sehr geschätzt wird“.

Viele der Flugzeughalter nehmen einen weiten Weg für den bekannt guten Service von Altenrhein Aviation auf sich. Das Einzugsgebiet der Kunden liegt zumeist innerhalb eines Radius von bis zu drei Stunden Flugzeit. Und sollte einmal Hilfe vor Ort nötig sein, so bietet Altenrhein Aviation auch ein AOG- Service (AOG- Aircraft on Ground) durch seine Spezialisten an.

Die Auftragslage ist gut und dank des guten Renommees von Altenrhein Aviation ist man heute in der Region Marktführer was die Gulfstream’s (bis zur G280) und Embraer Phenom’s Wartung betrifft. Die jeweiligen Marktanteile liegen bei über 50%. „Zwar generieren wir während der WEF Woche nicht wirklich sehr viel zusätzliches Geschäft, doch Salopp gesagt, legen wir jeden Jet unsere Karte unter die Windschutzscheibe“,  so Thomas K.Schilliger mit einem Augenzwinkern.

Business as usual

Auch außerhalb des Vorfeldbereiches zeigt der People’s Airport während der WEF Tage ein gewohntes Bild. Business Jets aus ganz Europa landen am Anreisetag im zehn Minutentakt, während vor dem kleinen Abfertigungsgebäude eine Reihe schwarzer Luxuslimousinen auf die Transfergäste nach Davos warten. Vom verlassen der Privatjets bis zur Abfahrt nach Davos vergehen in den meisten Fällen nur wenige Minuten.

Das familiäre People‘s Service schätzten nicht nur die Manager von Weltkonzernen, sondern auch Celebritys wie der Sängerin Shakira, dem Schauspieler Brad Pitt oder Leonardo di Caprio, die allesamt in den letzten Jahren über St.Gallen/Altenrhein einreisten.

Während der diesjährigen WEF Woche zählte der People‘s Airport St.Gallen/Altenrhein 377 Flugbewegungen (Starts & Landungen), was einer Steigerung von 24% gegenüber dem Vorjahr entspricht.  Für Thomas Mary dem Finanzvorstand der People’s Air Group bedeuten die zusätzlichen Flugbewegungen eine willkommene Zusatzeinnahme. „Mehr als 10% des Jahresumsatzes werden alleine in diesen Tagen im Flugplatzbetrieb am People‘s Airport erwirtschaftet. Die wichtigste Woche des Jahres bringt ein vierfaches Aufkommen an Flugbewegungen gegenüber dem Normalbetrieb, wobei hier viel größere und schwerere Business Jets zum Einsatz kommen und dadurch höhere Gebühren lukriert werden“, so Thomas Mary.

Wie der österreichische Flughafeneigentümer Markus Kopf bei einem persönlichen Gespräch erklärt, bietet die WEF Woche vor allem auch eine gute Gelegenheit den Flughafen in der Businessfliegerei international noch bekannter zu machen.

Das nächste WORLD ECONOMIC FORUM von 22.-25.Jänner 2019 bietet wieder eine gute Gelegenheit dazu!

Martin Dichler

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