Dieter Pammer (ETI Austria) im Portrait
Alles begann vor mehr als 30 Jahren mit einer Flugreise nach Griechenland. Zum ersten Mal durfte der junge Mühlviertler Bäckersohn mit seiner Familie in einem Flugzeug vereisen. Und wie so oft, hat dieses unvergessliche Erlebnis des Erstfluges, die spätere berufliche Laufbahn des jungen Mannes stark beeinflusst.
Dieter Pammer (44) schwärmt noch heute im Gespräch mit APPROACH von diesem Erlebnis: „Ich kann mich noch genau erinnern, wir flogen mit einer Boeing 737-200 der Olympic Airways von Wien nach Athen. Das Gefühl an Bord der Boeing, die Reise an den Peloponnes, ein unvergessliches Erlebnis“, eine Leidenschaft war geboren.
Einige Jahre später, inzwischen war der erste Schritt in Richtung Luft- & Reisebranche mit dem Abschluss einer Ausbildung in einer oberösterreichischen Hotelfachschule abgeschlossen, rutschte er, wie er heute sagt, eher zufällig in die Reisebranche. Ein erster Job als Animateur bei ITAS Austria, dem österreichischen Griechenland Spezialisten der neunziger Jahre, war der Beginn seiner beruflichen Laufbahn.
Nachdem er bei einem seiner Auslandsaufenthalte Thomas Suritsch (AAT, Austrian Air Transport) kennen lernen durfte, war der Weg zum Tochterunternehmen Touropa Austria nicht mehr weit. Zunächst noch als Animateur und später als Reiseleiter jobbte er einige Saisonen in Mykonos und Korfu, bevor ihm sein Weg wieder zurück nach Österreich brachte.
Als Touropa Austria Vertriebsleiter-West, durfte er ab dem Jahr 1995 sein universales Verkaufsgeschick bei den österreichischen Reisebüros unter Beweis stellen.
Drei Jahre später gelang ihm dann im September 1998 der Sprung in die Luftfahrtbranche.
Er wurde als Verkaufsleiter von Aero Lloyd für den österreichischen Markt angeworben. Unter seiner Leitung expandierte die Charterfluglinie in Österreich und als Krönung seiner Tätigkeit, wurde im Frühjahr 2003 die unabhängige Aero Lloyd Austria gegründet. Am 29. April 2003 bekam die Fluglinie vom Bundesministerium für Transport & Verkehr ein österreichisches AOC ausgestellt.
Die Freude über die neue österreichische Fluglinie währte jedoch nur kurz. Durch die unerwartete Insolvenz von Aero Lloyd Deutschland am 16. Oktober 2003, musste auch die österreichische Tochter den Flugbetrieb über Nacht einstellen. Die Rettung nahte durch den Wiedereinstieg von Niki Lauda im Luftfahrtbusiness. Im November 2003 übernahm Niki „Nazionale“ die Mehrheit an Aero Lloyd Austria und startete eine neue Fluglinie unter dem Markennamen flyniki. Als Marketing, Sales & PR Manager in einer Person, half Dieter Pammer als „Mr. Multitask“ der jungen Fluglinie auf die Beine. Innerhalb weniger Wochen arbeitete er das Konzept von flyniki aus und half die Airline flügge zu machen.
Nach fünf Monaten Dauerstress beim Start-Up Unternehmen flyniki, entschied sich Dieter Pammer im März 2004 für eine neue Aufgabe. Er wurde Public Relation Manager bei TUI/ Magic Life.
Im September 2005 bekam der Oberösterreicher dann ein Jobangebot, dass er nur schwer ablehnen konnte. Der Flughafen Linz suchte für sein Cargo Segment einen Airline Marketing Manager, der versuchen sollte, den Regionalflughafen weltweit als Frachthub zu etablieren. Seine neue Tätigkeit brachte ihn, wie er im Gespräch mit APPROACH lächelnd betont, in den kommenden sieben Jahren mehrmals um die Welt. Auf zahlreichen Fachmessen in Asien wurden Unternehmen, Speditionen und natürlich auch Frachtfluglinien umworben. Das Resultat seiner Bemühungen führte dazu, dass der „blue danube airport linz“ heute zum zweitgrößten Frachtflughafen Österreichs zählt.
Im August 2013 wechselte Dieter Pammer zum größten österreichischen Anbieter von Pauschalreisen nach Ägypten. Als Direktor Marketing Sales & Promotion arbeitet er seitdem bei ETI Austria am Aufbau des Unternehmens mit. Das ägyptische Familienunternehmen vertreibt am heimischen Markt die firmeneigenen RED SEA Hotels und Nilkreuzfahrten der GRAND CRUISES. Seit Gründung des österreichischen ETI Ablegers vor 10 Jahren, wurden mehr als 500.000 zufriedene Kunden betreut. Mit dem Exklusivpartner NIKI wurden in der vergangenen Saison mehr als 40.000 Passagiere auf 12 Charter-Verbindungen von Österreich nach Hurghada, Sharm-el-Sheikh und Marsa Alam befördert. Mit diesem Programm war ETI im Vorjahr einer der größten Vollcharter Anbieter am österreichischen Markt.
Martin Dichler sprach mit Dieter Pammer über seine berufliche Laufbahn:
APPROACH:
Herr Pammer, Sie starteten ihre Karriere als Animateur bei ITAS und TOUROPA. Stimmt es, dass Sie ursprünglich eigentlich immer Flugbegleiter werden wollten?
Ja das stimmt – Abheben war meine Mission – Lauda Air sollte mir im Jahre 1992 diesen Traum erfüllen doch alles kam anders. Ich bevorzugte das „BUNTE LEBEN“ als Animateur und genoss den Auf-/Ausbau beim Newcomer Itas Austria & Club Touropa.
APPROACH:
Ihr Einstieg in die Luftfahrtbranche begann als Verkaufsleiter von Aero Lloyd in Österreich. War es schwer sich gegen die beiden nationalen Fluglinien am österreichischen Chartermarkt zu behaupten?
Nein, weil die Strategie, die Technik mit unserer modernen Airbus-Flotte, die richtigen Veranstaltungspartner, gepaart mit deutscher Perfektion, eine Punktlandung im österreichischen Charterfluggeschäft ermöglichte. Wir boten mit unserer Airbus Flotte (A320/321) das wesentlich modernere Produkt. Unser Mitbewerber AAT (Austrian Air Transport) beförderte zu dem Zeitpunkt seine Kunden mit älteren MD 82. Wir waren innovativer, schneller und dazu auch noch preisgünstiger. Unser Erfolg gab uns Recht, wir konnten zwei A-320 in Wien sowie jeweils einen A-321 in Linz und Salzburg stationieren. Graz und Innsbruck wurde ebenfalls eingebunden. Wir verkauften und vermarkteten das Produkt innovativ und lebten den Spirit – weil von nix kommt nix!
APPROACH:
Mit Aero Lloyd AUSTRIA wurde im April 2003 ein österreichischer Ableger des deutschen Charterunternehmens gegründet. Die Freude über die junge Fluglinie währte jedoch nicht lange. Wie erlebten Sie das überraschende Ende?
Ein gnadenloser nächtlicher Anruf im Oktober 2003. Die BLB Bayrische Landesbank stoppte alle Zahlungen über Nacht, es folgte das totale Chaos, ein flugtechnischer Infarkt.
Die „Wehen“ von damals sind bis heute noch nicht bei mir abgeheilt…
Leider wurde dieses Vakuum nicht aufgefangen, weil eine ähnlich perfekt funktionierende Charterfluglinie, die sich aufs reine Chartergeschäft konzentriert, bis heute im deutschsprachigen Raum fehlt. Wobei dies Aufgrund der geänderten Markt-/Wirtschaftslage heute in dieser Form gar nicht mehr möglich wäre.
APPROACH:
Wie wir aus der Geschichte wissen, sprang Niki Lauda als Retter des Unternehmens ein. Niki „Nazionale“ ist für seine Sparsamkeit bekannt, wie kam es zur Übernahme und Gründung von flyniki?
Das war für das Aero Lloyd Austria ein Glücksfall!
Wie der Zufall so spielt wollte Niki es der österr. Airline Branche noch einmal beweisen.
Es gab einen Anruf bei Niki, dann ein Treffen und ein langes Gespräch. Es hatte einfach alles gepasst und kurz darauf ging es schon los. Das Ganze war irgendwie abstrakt, genial und zugleich lustig. Die Geschichte und die Hintergründe sind einfach „Unbeschreiblich- Unerklärlich„!
APPROACH:
Ich kann mir vorstellen, dass diese Zeit extrem stressig für Sie gewesen sein muss, nebenbei haben Sie dann auch noch am Konzept & Design von flyniki mit Hannes Rausch zusammen gearbeitet?
Es war der verrückteste, bunteste und innovativste Zeitabschnitt in meiner Airline-Ära! Soviel Kreativität und Innovation in so kurzer Zeit. Wir arbeiteten Tag & Nacht an dem Projekt, der Tag hatte gefühlte 35 Stunden.
APPROACH:
Wie viel Zeit verging vom Ende der Aero Lloyd Austria, bis zum Erstflug als flyniki?
Gerade einmal 21 Tage!
Diese waren getrieben von dem Termin für den Neustart. Doch eigentlich gab es noch keine wirkliche Fluglinie, alles war einfach nicht echt, weil die Crews und die Mitarbeiter noch bei der liquidierten Aero Lloyd arbeiteten. Irgendwie war nicht wirklich klar, wer wo arbeitete. Was wir aber wussten war, dass wir 24 Stunden zu arbeiten zu hatten um den flyniki Erstflug zu garantieren.
APPROACH:
Zu Beginn musste sicherlich viel improvisiert werden, haben Sie den Erstflug noch in Erinnerung?
Wir waren vollgepumpt mit Adrenalin!
„READY FOR TAKE OFF“ war der Auftrag an die Crew. Es gab einen Vertrag für einen Erstflug (VIE-TFS) mit 174 gebuchten Neckermann Passagieren. Wir wussten nur, der Erstflug musste raus, wir standen unter Strom „Powered by NIKI“. Bei dem ganzen Projekt drehte sich immer sowieso nur alles um den Mann mit der „Roten Kappe“. Bei der Selbstvermarktung war und ist Niki Lauda immer schon gut gewesen!
APPROACH:
Niki Lauda hat sich dann ganz schnell mit Joachim Hunold (CEO Air Berlin) zusammen getan. Wie kam es zu der unerwarteten Zusammenarbeit im Vertrieb?
Wie soll ich das am besten erklären?
Zwei charismatische Kerosintropfen zündeten gleichzeitig im Flugzeugtriebwerk. Im Dezember 2003 gab es ein schnell eingefädeltes Treffen zwischen den beiden. Ein Gespräch, ein Handschlag und los ging die verrückte Reise!
APPROACH:
Ihre weitere Karriere brachte Sie dann nach einem kurzen Zwischenstopp bei TUI/Magic Life zum Linzer Flughafen, wo Sie am Aufbau des Frachtgeschäfts gearbeitet haben.
Eine nicht minder fordernde Aufgabe?
Die gigantische Welt der Cargo Fliegerei, welch tolle Abwechslung!
Der Linzer Flughafen gab mir die einmalige Gelegenheit in das Cargo Business einzusteigen und mitzumischen. LNZ hat einen tollen Ruf als Frachtflughafen, als Industrie Standort (Voest Alpine) und seiner Catchment Area. Es gab einiges zu tun und war eine sehr interessante Aufgabe für mich.
APPROACH:
Sie arbeiten nun seit mehr als zwei Jahren bei ETI Austria. Ein Reiseunternehmen das in Österreich Marktführer für Pauschalreisen nach Ägypten ist. Was spricht ihrer Meinung nach trotz der jüngsten Ereignisse für eine Urlaubsreise in das Land am Nil?
ETI ist ein innovativer bunter Familienbetrieb bei dem es Spaß macht mitzuarbeiten!
Das Unternehmen expandiert ständig, hat 20.000 eigene Hotelbetten und beschäftigt 14.000 Mitarbeiter am roten Meer.
Natürlich ist es derzeit schwierig, aber Ägypten ist für jeden Reiseveranstalter unersetzbar!
Das rote Meer bietet eine 365 Tage Sonnen- & Bestpreisgarantie. Wir bieten ideale Fluganbindungen, super Hotels und ein einzigartiges Produkt für jede Geldbörse. Ägypten ist aus der touristischen Welt nicht weg zu denken! Wenn es die politische Lage wieder zulässt, wird dieses Land wieder in den Normalzustand zurückkehren.
APPROACH:
ETI Österreich hat in den letzten Jahren sein Geschäft aber auch in andere Länder ausgebaut. Welche Reiseziele bieten Sie Ihren Kunden noch?
Wir haben ein neues starkes Standbein gebraucht!
Mit unseren Angeboten in Griechenland-Türkei-Zypern-Tunesien-Marokko-Bulgarien und neu in Kroatien & Italien, sind wir zum Multi-Allround Anbieter geworden. Auch in diesen Ländern werden wir mit Vollgas draufdrücken.
APPROACH:
Sie haben im vergangenen Jahr mehr als 40.000 Passagiere von Österreich nach Ägypten im Vollcharter mit NIKI transportiert. Sie tragen das volle Risiko als Veranstalter, werden Sie ihrer Meinung nach von den Flughäfen entsprechend unterstützt?
Mehr geht immer!
Wir bekommen den besten Support von den Flughäfen und gerade in den Bundesländern gibt es konstruktive & innovative Gespräche über gemeinsame Aktionen und Kooperationen. Der Flughafen Wien könnte mit noch stärkerem Touroperator Marketing, Charter/ Development Planning einiges bewegen. Man muss sich nur einmal den klassischen (Touroperator) Charterbetrieb ab/bis Wien ansehen. Dieser ist noch sehr ausbaufähig!
APPROACH:
Sie haben mit ihren 44 Jahren heute schon eine sehr beeindruckende berufliche Karriere hinter sich. Gibt es noch eine Aufgabe die Sie besonders reizen würde?
Wenn es etwas Innovatives gibt bin ich gerne dabei!
Vielleicht bei einer Airline-Gründung, einem Flughafen, im Reiseveranstalter/Hotelerie oder in der Public Relation? Eine Steigerung ist immer möglich! Die Zeiten haben sich verändert, doch der Planet der Fliegerei und des Reisens wird ewig in meinen Lebensfokus stehen.
Bis dahin „MANY HAPPY LANDINGS“ !
APPROACH bedankt sich für das Gespräch und freut sich Dieter Pammer an einem unserer nächsten Vereinsabende als Gastredner mit vielen weiteren Geschichten begrüßen zu dürfen.
Martin Dichler