Wer einen Aufenthalt in der bayrischen Landeshauptstadt München plant und die einschlägigen Tourismuswebseiten auf der Suche nach den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt durchforstet, dem wird eines auffallen: Die Besuchereinrichtungen des Flughafen München (MUC) sind neben den hinlänglich bekannten Sehenswürdigkeiten der Stadt, eines der Top 10 Ausflugsziele in der unmittelbaren Umgebung.
APPROACH begab sich für seine Leser vor Ort und machte sich selbst einen Eindruck von den Einrichtungen.
Wohin in München bei Regen und kühlen 15 Grad Außentemperatur?
Diese Frage werden sich viele Besucher der bayrischen Landeshauptstadt im verregneten Sommer 2014 gestellt haben wenn man die BMW Welt, die Bavaria Filmstudios und die FC Bayern München Erlebnis Welt bereits besichtigt hat. Bei der Suche nach weiteren Ausflugszielen, gibt ein Blick auf die touristischen Webseiten der Stadt gerne Auskunft über ein weiteres attraktives Ausflugsziel, dem Besucherpark des Flughafen MUC. Mit seinen zahlreichen Einrichtungen lockt dieser jährlich mehr als 200.000 interessierte Besucher ins Erdinger Moos.
Die Geschichte des heutigen Flughafen MUC geht bereits auf das Jahr 1960 zurück, als man auf der Suche nach einen geeigneten Ort für einen neuen Münchner Großflughafen war. Das Erdinger Moos wurde aus einer Vielzahl von Vorschlägen für den Bau eines neuen Großflughafens ausgewählt und erste Pläne sahen die Umsetzung des Flughafenprojektes noch vor dem Beginn der Olympischen Sommerspiele im Jahr 1972 vor. Das Projekt im Erdinger Moos waren aber lange Zeit hindurch nicht unumstritten und selbst nach Baubeginn Anfang der achtziger Jahre, erzwang ein gerichtlich verfügter Baustopp, eine neuerliche vierjährige Zwangspause für das Großprojekt. Nach einer mehrjährigen Bauphase wurde der neue Flughafen München II, schlussendlich doch noch am 17. Mai 1992 seiner Bestimmung übergeben und der stadtnahe Flughafen Riem für immer geschlossen.
Rückblick:
Nach Ende des zweiten Weltkrieges stand die Münchner Bevölkerung sowie die amerikanische Besatzungsmacht, vor den ausgebombten Trümmern des früheren Großflughafens. Einige Jahre zuvor noch zählte Riem mit seinen Einrichtungen zu den größten und modernsten Flughäfen der Welt. Davon übrig geblieben waren nach dem Ende des Krieges nur noch stark zerbombte Einrichtungen und Landebahnen, die erst mühsam und unter größten Kraftanstrengungen, aufgebaut werden mussten. Im Jahr 1951 wurde in den revitalisierten Gebäuden des Terminals erstmals ein Besucherbalkon mit freiem Blick auf das Geschehen am Vorfeld für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Einrichtung erfreute sich bei der Münchner Bevölkerung trotz eines Eintrittspreises von 20 Pfennig, einer immer größer werdenden Beliebtheit und bereits im Jahr 1955 konnten 214.000 Besucher gezählt werden.
Das Ende des beliebten Besucherbalkons in Riem besiegelte im Jahre 1970 der Anschlag einer palästinensischen Terrorgruppe. Terroristen überwältigten dabei im Gate Bereich eine EL AL Crew und wollten in weiterer Folge eine Boeing 707 samt den Passagieren nach Palästina entführen. Die Entführung konnte jedoch durch das Eingreifen der Flughafenpolizei vereitelt werden. Die Geiselnahme der israelischen Olympiasportler anlässlich der Sommerspiele 1972 in München, sowie zahlreiche internationale Flugzeugentführungen in den Folgejahren, beendeten letztendlich alle Hoffnungen, die beliebte Aussichtsplattform wieder zu eröffnen.
Erst Jahrzehnte später, mit der Errichtung des neuen Flughafen München II (Franz Joseph Strauß), begann eine neue Ära für das Besucherservice der Flughafenbetriebsgesellschaft. Im März 1987 wurde anlässlich der ersten Arbeiten am neuen Großprojekt auf dem Gelände des zukünftigen Flughafens ein Baustellen-Informationszentrum eröffnet. Bis zur Eröffnung des Flughafens am 17. Mai 1992, nahmen mehr als eine halbe Million Menschen die Möglichkeit wahr, sich über das Projekt zu informieren, bzw. um an einer der kostenlos angebotenen Baustellenrundfahrten teilzunehmen.
Mit der Inbetriebnahme des neuen Flughafens wurde auch der neue Besucherpark, mit seinem markanten Wahrzeichen, dem 28 Meter hohen Besucherhügel, seiner Bestimmung übergeben. Gebührend seiner Stellung als Deutschlands zweitgrößter Flughafen (38,7 Millionen Passagiere 2013), bietet sich MUC seitdem als ausgezeichnetes Ausflugziel für Gäste aus dem In- und Ausland an.
Der Besucherpark und seine Einrichtungen:
Der Besucherpark ist sowohl mit dem Pkw, als auch mit der S-Bahn leicht zu erreichen und liegt nördlich gelegen, zwischen den beiden 4000 Meter langen parallel angelegten Landebahnen. Gäste, die mit dem Pkw anreisen, werden bereits bei der Ankunft angenehm überrascht sein. Am ausgeschilderten Besucherparkplatz (P52), kostet die Parkgebühr für einen bis zu vier stündigen Aufenthalt, kostengünstige € 1,50.- pro Pkw. Nicht umsonst dürfte der Besucherpark des Flughafens München mit seinen zahlreichen Einrichtungen ein qualifizierter „Kinderland-Erlebnispartner“ geworden sein. Denn die Qualitätsmarke „Kinderland“ gibt nicht nur den Eltern die Garantie dafür, dass hier Familien mit Kindern gern gesehene Gäste sind, sondern auch, dass ein Ausflug mit den Liebsten, nicht zum Fiasko in der Haushaltskasse führt.
Allgemeiner Blickfang des Besucherparks ist der 28 Meter hohe Besucherhügel, dessen Aussichtsplattform man über 172 Stufen erreicht. In den ersten zwölf Monaten nach dessen Eröffnung erklommen rund 1,7 Millionen interessierte Besucher den Hügel, um sich einen Eindruck vom neuen Flughafen zu machen! Erstmals in der bayrischen Landesgeschichte übertraf die Zahl der Besucher des Flughafen MUC, die immerwährende Besucherrekordmarke, des Schloss Neu Schwanstein. Mit einem Eintrittspreis von nur € 1,- pro Person lockt dieser heute, mehr als 22 Jahre nach dessen Eröffnung, immer noch jährlich an die 100.000 Besucher an. Von seiner zentralen Position aus, bietet die Aussichtsplattform einen sehr guten Überblick über das Geschehen am Vorfeld, sowie eine Übersicht über die Dimension des großzügig angelegten Flughafenareals.
Das Besucherzentrum mit einer beachtlichen Größe von ungefähr 700 Quadratmetern, ist am Fuße des Besucherhügels gelegen und bietet an 365 Tagen im Jahr, einen kostenlosen multimedialen Überblick über die verschiedensten Themenbereiche des Flughafenalltages. Die Ausstellung widmet sich den Themen der 3. Piste, des Arbeitsplatzes Flughafen, sowie Fachausstellungen zum Thema Flugsicherheit, Zoll und Feuerwehr. Von seiner Struktur her kann man sehr viele Ähnlichkeiten zu dem im Jahre 2007 eröffneten VISITAIR Center des Flughafen Wien erkennen. Wie Frau Birgit Riede (Leiterin Vertrieb Besucherservice) im persönlichen Gespräch bestätigte, gab es hier in der Vergangenheit auch enge Kontakte zwischen den Verantwortlichen der beiden Flughäfen. Wie wichtig das Besucherzentrum für die Münchner Flughafenbetriebsgesellschaft ist, zeigt alleine der Umstand, dass das Besucherzentrum derzeit mit einem Aufwand von knapp € 150.000,- umgebaut wird.
Zahlreiche neuen Features wie ein „Touch-Screen“ Bildschirmsystem sollen helfen, die Bedeutung des Flughafens, verständlich zu machen. Die flughafeneigene Filmabteilung arbeitet dabei eng mit dem Besucherzentrum zusammen und erstellt derzeit aktuelle Filmbeiträge zu den Themen. Mit eingebunden in das großzügige Besucherzentrum ist auch ein Airport Souvenirshop, der in Europa seines gleichen sucht. Auf einer geschätzten Fläche von 120 Quadratmetern stehen zahlreiche MUC Souvenirs sowie Bücher, Kaffeebecher, Modelle, Spielwaren u.v.m. zum Verkauf. Wie mir einer der elf Besucherbetreuer vor Ort mitteilte, erwirtschaftet der Shop nicht nur einen Gewinn, sondern lockt neben der vielen Laufkundschaft, auch professionelle Modellsammler in den Shop.
Das Freigelände:
Im Außengelände des Besucherzentrums warten auf den Interessierten zahlreiche weitere Highlights. Drei historische Verkehrsflugzeuge, die die Geschichte der Luftfahrt bedeutend geprägt haben geben einen Einblick in die Entwicklung der Verkehrsfliegerei. Darunter zu finden ist eine Douglas DC-3, eine JU-52, liebevoll auch „Tante Ju“ genannt und eine Lockheed Super Constellation. Alle drei Flugzeuge haben maßgeblich zur Entwicklung der zivilen Luftfahrt beigetragen und befinden sich im Besitz der Flughafenbetriebsgesellschaft. Die ausgestellten Objekte, welche auch von Innen besichtigt werden können, werden ehrenamtlich von Mitarbeitern der Lufthansa Technik AG gewartet. Die Flugzeuge stehen täglich in der Zeit zwischen 09:00-18:00 Uhr, gegen eine geringe Gebühr von € 1,- zur Besichtigung offen. Interessant ist auch hier zu erwähnen, dass auf der Homepage der Flughafenbetriebsgesellschaft (www.munich-airport.de), die genaue Geschichte und Bedeutung des jeweiligen Flugzeugtyps, nachzulesen ist.
Sollten die lieben Kleinen nach all der Besichtigungsmöglichkeiten vor Ort immer noch unausgelastet sein, so bietet sich der Spielplatz des Besucherzentrums zum austoben an. Dieser wird ebenso wie derzeit das Besucherzentrum einem „Relaunch“ unterzogen und ebenfalls mit Mitteln in der Höhe von ca. € 150.000,- zu einem Themenspielplatz umgebaut. Unter dem Titel: „Von MUC aus in die Welt“ wird daran gearbeitet, den Spielplatz in Form einer Weltkarte mit landestypischen Gebäuden, die als Spieleinrichtungen genutzt werden können, umzugestalten. Zentraler Mittelpunkt des Themenspielplatzes wird der MUC Tower-Rutsche sein. Dem nicht genug befindet sich im Freigelände auch noch ein Minigolfplatz, ein Flugsimulator, sowie die Möglichkeit eines Fahrradverleihes.
AIRLEBNIS – Flughafenrundfahrten:
Jährlich nutzen in etwa 80.000 bis 90.000 Besucher die Möglichkeit, an einer Rundfahrt über das Flughafengelände teilzunehmen. Die Auswahl der angebotenen Rundfahrten ist umfassend und die Preise dafür beginnen bei kostengünstigen € 9,- pro Person. Neben täglichen Standardtouren die alle wichtigen Bereiche des Flughafens umfassen, werden spezielle Kindertouren, eine Feuerwehrtour, ausführliche XXL Touren, eine A-380 Tour, sowie Gruppen- und maßgeschneiderte Firmentouren angeboten. Zu den Rennern des Programmes zählt zweifelsfrei die A-380 Tour, welche man nur an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen um € 14,- pro Person reservieren kann.
Bei der 90-minütigen Rundfahrt begleitet man den Airbus Giganten von seiner Landung und der Fahrt über die Taxiways, bis zu seiner endgültigen Parkposition. Im Anschluss hält der Bus in direkter Umgebung des Flugzeuges und den Teilnehmern werden die Abläufe der Flugzeugabfertigung kundig erklärt. Wie ich mich selbst anlässlich einer A-380 Tour davon überzeugen konnte, führen die Mitarbeiter des Besucherservice nicht nur fachmännisch, sondern vor allem sehr humorvoll, durch das Programm. Die Aufnahme des Emirates A-380 Flugbetriebs nach MUC brachte nicht nur den Passagieren und der Fluglinie einen Mehrwert, sondern auch der Flughafenbetriebsgesellschaft. Die A-380 Rundfahrten sind bei den Besuchern heiß begehrt und fast immer ausverkauft!
Wer nach all den vielfältigen Unterhaltungsangeboten hungrig wird, dem bietet das flughafeneigene Restaurant „Tante Ju Speisenwerkstatt“ eine gute Gelegenheit für eine Pause am Gelände des Besucherparks. Wie bereits zuvor das positive Beispiel der günstigen Parkgebühren gezeigt hat, muss ein Besuch am Flughafen nicht teuer sein. Mit familienfreundlichen Preisen: die Wochenkarte mit einer großen Auswahl an schmackhaften Speisen weist während meines Besuches eine Preisspanne zwischen € 6,20.- und € 10,90.- pro Hauptspeise auf. Nicht nur das dekorative Ambiente und das freundliche Personal des Lokals überzeugen, sondern auch der Biergarten mit Blick auf die historischen Flugzeuge. Die einzigartige Lage des Restaurants ermöglicht es den Betreibern sogar, Grillabende mit offenen Feuer, für Gäste und Firmenevents zu ermöglichen!
Terminal 2:
Für Gäste und Passagiere, die nur kurz am Flughafen verweilen, besteht die Möglichkeit im Terminal 2, die 800 Quadratmeter große Besucherterrasse für einen Blick auf das Vorfeld aufzusuchen. Diese hat täglich von 08:00- 22:00 Uhr geöffnet und ist kostenlos über die Ebene 5, durch einen wettergeschützten „Skywalk“ zu erreichen. Die Terrasse ist zur Gänze verglast und zahlreiche Sitzgelegenheiten laden auch hier zum längeren Verweilen ein.
MAC / Munich Airport Center:
Wer immer noch nicht genug vom Flughafen MUC bekommen hat, dem sei der Besuch des im Jahre 1999 eröffneten MAC Munich Airport Center empfohlen. Der Flughafen München beweist mit diesem attraktiven Kommunikations- und Dienstleistungszentrum im Herzen des Flughafens, dass eine Einrichtung wie diese, mehr als nur ein Verkehrsknotenpunkt sein kann. Zahlreiche Veranstaltungen wie Beachvolleyballturniere, Kinderfeste oder der über die Landesgrenzen hinaus bekannte Wintermarkt (28. November – 28. Dezember 2014), ziehen jährlich tausende zusätzliche Besucher in das Erdinger Moos.
Jahr für Jahr verwandelt sich während der Sommermonate das MAC zu einem Zentrum der weltweiten Surfszene. Von 30. Juli bis 24. August fand auch heuer wieder an der genannten Eventfläche, der Surf- & Style Contest statt. Egal ob Anfänger oder Profi, alle die ihr Talent am Surfbrett unter Beweis stellen wollten wurden eingeladen, auf der künstlichen Welle ihr Glück zu probieren. Höhepunkt der Veranstaltung war am 9. und 10. August die Austragung des „Stationary Wave Riding“ Europameisterschaften.
Der Flughafen München stellt mit seinen attraktiven Besucherangeboten ein lohnenswertes Ziel für Jung und Alt dar. Jedem Besucher der Landeshauptstadt sei daher nicht nur bei Schlechtwetter ein Ausflug zum Flughafen MUC empfohlen. Planen Sie jedoch lieber etwas mehr Zeit ein, denn das Angebot ist vielfältig und Sie werden von dem Gebotenen beeindruckt sein.
Weitere Informationen zu den Besuchereinrichtungen finden Sie unter:
www-munich-airport.de
Ich bedanke mich für die freundliche Unterstützung zur Entstehung dieses Artikels bei Birgit Riede (Leiterin Vertrieb Besucherservice), sowie bei Andreas Langer und Florian Morasch (Besucherservice).
Fotos & Text:
Martin Dichler