Flughafen Wien kritisiert irreführende Behauptungen und standortschädliche Forderungen in Aussendung des VCÖ
Wer Kurzstrecken-Zubringerflüge nach Wien verhindern will, riskiert die massive Schädigung des Wirtschafts-, Tourismus- und Flugverkehrsstandorts Wien, mit negativen Folgen wie der Abwanderung zehntausender Arbeitsplätze und der Verunmöglichung von Langstreckenflügen aus Wien, gleichzeitig aber auch, dass durch Umgehungsverkehr die CO2 Belastung insgesamt sogar steigt.
Die Forderung des VCÖ, den Luftverkehr trotz der bereits beschlossenen Verdoppelung der Ticketabgabe noch höher zu besteuern, obwohl dieser bereits am Boden liegt und tausende Arbeitsplätze wackeln, ist kontraproduktiv und unverantwortlich.
Die vom VCÖ in einer Presseaussendung am 28. April 2020 veröffentlichten Darstellungen zum Thema Kurzstreckenflüge in Wien sind mehrfach irreführend und verschweigen die weitreichenden negativen Konsequenzen, würde sich die Politik daran orientieren. Denn ohne Zubringerflüge kann ein Hub-Flughafen nicht betrieben werden, ohne Kurzstreckenpassagiere nach Wien kann es kein Langstreckennetz von Wien aus geben. Ohne Tagesrand- Verbindungsnetzwerk Richtung Osteuropa und Anschlussflüge von Wien müssten die mehr als 350 Firmenzentralen in Wien mit mehr als 20.000 Beschäftigten absiedeln und auch alle anderen Unternehmen mit Osteuropabeteiligungen hätten massive Nachteile, an die Chance auf Neuansiedlungen von Betrieben wäre mangels Konnektivität nicht zu denken.
Die VCÖ-Kritik ist umso weniger nachvollziehbar, wenn man bedenkt, dass die Passagiere im Inlandsflugverkehr seit 2010 um rund ein Drittel zurückgegangen sind, von 746.000 (2010) auf nur noch 547.000 (2019), während die Gesamtpassagierzahlen am Flughafen Wien um 50% gestiegen sind und der Inlandsflugverkehr damit überhaupt nur noch 1,7% der Gesamtpassagiere in Wien ausmacht. Fast alle aber, mit Ausnahme der Innsbruck-Strecke, sind Umsteigepassagiere, die vorwiegend Tagesrandflüge von Wien aus nutzen. Sollte das nicht möglich sein, dann würden sie wohl mit dem Auto zu anderen Flughäfen (Laibach, Bratislava etc.) fahren und von dort zum Beispiel nach Frankfurt fliegen, was statt weniger CO2-Emissionen eine deutliche Mehrbelastung durch Umgehungsverkehre bedeuten würde. Wo immer es ein attraktives Bahnangebot gibt und das mit den Flugplänen kompatibel ist, wird es von den Reisenden gerne genutzt, Zwangsmaßnahmen hingegen sind abzulehnen.
Grundsätzlich gilt: Je kürzer ein Flug, desto höher ist der Transferanteil. Bei der Destination München etwa liegt er über 80%.
Am Beispiel Austrian Airlines, die am Flughafen Wien ein Drehkreuz betreiben, wird das noch deutlicher: 2018 sind 73% der Passagiere eines AUA-Kurzstreckenfluges bis zu 400 km in Wien umgestiegen. Die Langstrecke wird zu 55% von Umsteigepassagieren genutzt, bei Osteuropa-Verbindungen sogar zu 65%.
Die Zahlen zeigen klar: Ohne Kurzstrecke gibt es kein Drehkreuz Wien, keine Osteuropa-Verbindungen und keine Langstrecke. Denn Kurzstreckenflüge werden vor allem als Zubringer für Anschlussflüge genutzt, stärken damit die Auslastung und sind so für den Betrieb eines Drehkreuzes unverzichtbar. Ohne Umsteigeverkehr können viele Flugverbindungen ab Wien, vor allem nach Osteuropa und auf der Langstrecke, nicht kostendeckend betrieben werden.
Noch höhere Steuern über die im Regierungsprogramm festgelegte verdoppelte Ticketabgabe hinaus oder gar ein Verbot der Kurzstrecke würden den Luftfahrtstandort Österreich massiv schädigen: Geschäftsreisende brauchen schnelle Tagesrandverbindungen, Touristen schätzen brauchen direkte Punkt zu Punkt-Verbindungen. Aktuell kommen rund 75% der Österreich-Urlauber mit dem Flugzeug. Eine zusätzliche Verteuerung oder ein Verbot von Kurzstreckenflügen würde den Flugverkehr auf andere Airports, wie München, Frankfurt oder Laibach/Ljubljana verlagern und damit nicht nur den Standort Wien, sondern auch die österreichischen Bundesländerairports massiv schädigen.
Bahn und Flug müssen einander ergänzen – behauptete Frontstellung unzutreffend
Es ist auch verfehlt, ständig, wie es der VCÖ versucht, einen Gegensatz zwischen Bahn und Flug herzustellen. Die Bahnanbindung Linz-Wien zeigt, dass beide Verkehrssysteme einander erfolgreich ergänzen können. Einen ähnlichen Bahnausbau in Richtung Osten fordert der Flughafen Wien bereits seit vielen Jahren. Nachtzüge zu innereuropäischen Hauptstädten mit Fahrtdauern von mehr als 10 Stunden, mit teilweise mehreren Umsteigevorgängen sind als Ergänzung sinnvoll, stellen für Geschäftsreisende aber jedenfalls keine praktikable und konkurrenzfähige Alternative gegenüber der Luftfahrt dar.
Die Forderungen des VCÖ nach einer höheren Ticketabgabe und einer Kerosinsteuer erscheinen für den Flughafen Wien in einer Zeit, in der die heimische Luftfahrt und der Tourismus ums Überleben kämpfen, sind kontraproduktiv und unverantwortlich: An der Luftfahrt hängen über 90.000 Arbeitsplätze in ganz Österreich – hier ist Unterstützung notwendig und keine Mehrbelastung. Der richtige Weg für die Reduktion der CO2 Emissionen ist der vermehrte Einsatz von biogenem oder synthetischem Kerosin, wichtig wäre die europaweit koordinierte Konzentration von Forschungsmitteln, um die Erzeugung von CO2 freiem Kerosin, die technisch längst möglich ist, wirtschaftlich in großem Stil einsetzbar zu machen. Überdies ist darauf zu verweisen, dass der Flugverkehr weltweit nur 2,7% des CO2-Ausstosses verursacht, in Europa sind es nur 0,52%.
Eine Erhöhung der Ticketabgabe für die Kurzstrecke über den im Regierungsprogramm vereinbarten Rahmen hinaus würde eine Branche, die bereits am Boden liegt, nochmals massiv schädigen. Eine Kerosinsteuer würde nur durchsetzbar, wenn es dafür globale Regeln gäbe – eine Einzellösung Österreichs wurde nur dazu führen, dass in Österreich kein Kerosin mehr getankt würde, was Tanktourismus provoziert, mit höheren CO2-Emissionen.