Zu Gast beim Nachbarn – Vereinsausflug nach Bratislava
Bratislava, Sonntag 19. Juni, starke Regengüsse wechseln sich mit angenehmen Sonnenstrahlen ab, die Frisur hält …………
So oder so ähnlich könnte mein Bericht für unseren Vereinsausflug nach Bratislava (BTS) beginnen, denn die Wetter Verhältnisse hätten während unserer Besichtigung nicht verschiedener sein können. Doch was soll´s, unbeständiges Wetter kann Luftfahrtfreunde nicht von ihrem Hobby abhalten und so trafen sich 25 gut gelaunte Teilnehmer an diesem Sonntagnachmittag am Flughafen Bratislava. Selbst Robert Lang, Obmann der Flughafenfreunde Linz, sowie zwei seiner Stellvertreter wollten sich diesen Besuch nicht entgehen lassen und reisten aus Oberösterreich an. Doch selbst für viele unserer Mitglieder scheint es so, als liege der Flughafen Bratislava, so nah und doch so fern. Das Angebot unseres Vereins einer Flughafenführung, inkl. eines Besuches des BTS Area Control Centers, sowie bei der Austrian Technik Bratislava, war für viele wieder eine willkommene Gelegenheit nach Bratislava zu fahren.
Gerade einmal 45 Autominuten vom Flughafen Wien entfernt, durchlebt der Flughafen BTS mit zuletzt nur noch 1,6 Millionen abgefertigten Passagieren pro Jahr, einen kleinen Dornröschenschlaf. Wäre Ryanair nicht vor einigen Jahren nach BTS gekommen, könnte man meinen, dass der Flughafen gar keine Existenzberechtigung mehr hätte. Natürlich stimmt diese Aussage nicht, denn vor nicht allzu langer Zeit, als die slowakische Skyeurope Airlines ihre Basis in Bratislava hatte, wurden noch mehr als zwei Millionen Passagiere abgefertigt. Dabei war der alte Terminal bereits an seine Kapazitätsgrenzen herangekommen und der Ausbau des Flughafens, wurde unumgänglich. Heute, mehr als zwei Jahre nach Zusammenbruch der slowakischen Luftfahrtindustrie besitzt der Flughafen zwar einen neuen Terminal, sucht aber verbissen nach Passagiere um die neue Einrichtung zu beleben.
Inzwischen scheint sich die Lage wieder etwas zum Positiven zu verändern. Die Tschechische CSA Czech Airlines stationierte ein Flugzeug in Bratislava und begann mit neuen Direktflügen zu sechs Destinationen im vergangenen Juni.
Unterwegs in BTS
Nach einer Begrüßung durch unseren Tour Guide Peter Psenica, selbst begeisterter Luftfahrtfotograf und Mitarbeiter des Flughafen BTS ging es zunächst einmal durch die Sicherheitskontrolle. War ursprünglich geplant gewesen mit einer Besichtigung des neuen Terminals zu beginnen, so wurde, nachdem bekannt geworden ist, dass einige interessante Flugzeuge während der nächsten 30 Minuten starten sollten, das Programm kurzfristig geändert. Und so betraten wir mit unserer großen Gruppe zunächst das Vorfeld auf der Jagd nach interessanten Fotomotiven. Betritt man ein Vorfeld, so gibt es Richtlinien und Vorschriften die beachten sind, damit der normale Arbeitsbetrieb nicht gestört und die Sicherheit am Vorfeld gewährleistet ist. Eine davon ist das tragen von Sicherheitswesten! Bei so manchen Passagier und Piloten dürfte unsere auffällig gekleidete Gruppe am Vorfeld zweifelsfrei einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Nachdem die Pflichtkür (Travel Service A-320 & B 738, UTair Canadairjet) gemeistert war, konnten wir mit der Besichtigung des Terminals starten.
Nach einer unglaublichen Bauzeit von nur sechszehn Monaten, wurde das Gebäude im Juni des vergangenen Jahres seiner Bestimmung übergeben. Mit riesigen Glasflächen versehen, machte das Gebäude einen freundlichen Eindruck auf unsere Besucher. Nach einer kurzen Vorstellung des Gebäudes ging auch schon wieder zurück auf das Vorfeld um der Aera Controleinen Besuch abzustatten. Nachdem nur jeweils maximal 15 Personen an einer Führung teilnehmen durften, musste nun die Gruppe geteilt werden. Pavel Bencik, Mitarbeiter der Area Control und natürlich auch begeisterter Planespotter, begrüßte uns in den Räumlichkeiten seines Unternehmens und erklärte den Teilnehmern die Aufgaben seiner Abteilung. Unsere Mitglieder bekamen die Möglichkeit, ihre Fragen direkt an einige der anwesenden Controller zu richten und über die Zusammenarbeit zwischen den grenznahen Flughäfen auszufragen.
So mancher Jung- oder Simulator Pilot unserer Gruppe nutzte die Möglichkeit, direkt mit den Profis zu sprechen um Fragen abzuklären. Während die erste Gruppe das ATC besuchte, fuhr die andere Gruppe zum weiteren fotografieren, in den Bereich der General Aviation. Die zwei abgestellten Embraer Legacy Jets der tschechischen ABS Jet, waren dabei von besonderem Interesse für unsere Fotografen. Nachdem auch der zweite Teil unsere Gruppe wieder zu uns stieß, ging es mit einiger Verspätung weiter zur Austrian Technik Bratislava.
Weltgrößter Fokker 70/100 Wartungsbetrieb mit Sitz in Bratislava
Wer hätte gedacht, dass das im Jahre 2006 gegründete Unternehmen der Austrian Airlines Gruppe, jemals zum größten Fokker 70/100 Wartungsbetrieb der Welt entwickelt? Nachdem die Austrian Airlines begann, seine Flotte auf neun Fokker 70 und 15 Stück Fokker 100 zu vergrößern, war es logisch, einen Wartungsbetrieb im nahen Bratislava aufzubauen. Die Argumente dafür waren einfach, niedrige Kosten für Hangar Miete und Personal, sowie die Nähe zur Basis in Wien. Nach einer kurzen Begrüßung durch Edita Mihálovová (ATB Customer Relation Manager) begann auch schon unsere Führung durch die Hallen des Unternehmens. Neben der Wartung der eigenen Austrian Fokker Flugzeuge, die heute ungefähr 70% des Arbeitsvolumens ausmacht, greifen auch immer mehr Fremdairlines auf die Dienste der ATB zurück. So konnten wir während unseres kurzen Besuches neben zwei Austrian Fokker auch eine IRS Airlines (Nigeria) und SUNADRIA Fokker 100, bei ihrer technischen Überprüfung bewundern.
Direkt vor dem Hangar standen noch zwei ehemalige Fokker 70 Flugzeuge der Malev abgestellt, welche nach ihren Verkauf an das Leasing Unternehmen Gladiator Leasing, nun auf neue Kunden warten. Das EASA Part-145 zugelassene Unternehmen beschäftigt derzeit an die 130 Mitarbeiter in Bratislava. Dabei macht sich die Nähe zum Mutterkonzern am Flughafen Wien mehr als bezahlt, kleinere Wartungen, sowie die Ausbildung der Mitarbeiter, wird im nahen Schwechat angeboten. Der angemietete Hangar des Unternehmens kann zwei Fokker 100 Flugzeuge aufnehmen, sollten zusätzliche Kapazitäten wie bei unseren Besuch gebraucht werden, stehen weitere freie Hangarflächen zur Anmietung zur Verfügung.
Obwohl die Flugzeuge der Marke Fokker 70/100 wohl noch viele weitere Jahre im Einsatz stehen werden, so stellt sich trotzdem die Frage, auf welchen Flugzeugtyp sich das Unternehmen in weiterer Folge spezialisieren wird? Dies wird davon abhängen, für welche Flugzeugtypen sich der Austrian Airlines Konzern als Nachfolgemuster für die Fokker entscheidet. Ohne die Zeit zu beachten war unser Gruppe nun fast schon vier Stunden am Flughafen gewesen, es war die Zeit gekommen Abschied zu nehmen. Auch wenn das Wetter nicht zur Gänze mitspielte, so war das Programm umwerfend.
Ich möchte mich deshalb ganz besonders für die Unterstützung dieses Ausfluges bei folgenden Personen bedanken: Dana MADUNICKA und Peter PSENICA (BTS Airport), Pavel Bencik (Aera Control Slovakia) und Edita Mihálovová(Austrian Technik BTS).
Martin Dichler