Mit Seagle Air A320 auf die Kap Verde

Seagle Air mit Sitz in Bratislava konnte in den vergangenen zwei Jahren eine rasante Entwicklung verzeichnen. Nachdem das 1995 gegründete Unternehmen in den ersten Jahren seiner Geschichte nur mit Let-410 Charter- & Paketdienste flog, expandierte man im Bereich der Geschäftsfliegerei und übernahm schließlich im Jahr 2007 eine erste Boeing 737-300 für Passagierflüge.

Rasch konnte man die erste Maschine längerfristig an die rumänische Low Cost Airline, Blue Air vermieten und damit einen ersten Erfolg verbuchen.

Bereits im April 2008 wurde eine zweite Boeing 737 (OM-HLB) übernommen und erfolgreich an Iraq Airways vermietet.

Iraq Airways konnte erstmals mit Hilfe von Seagle Air nach all den Jahren der internationalen Isolation unter dem Regime vonSadam Hussein, wieder  Flüge nach Europa anbieten.

Für diese Flüge wurde die OM-HLB in Amman stationiert, die Boeing 737-33A kam auf der Strecke Baghdad- Athen-Stockholm, sowie Baghdad- Amman und Baghdad- Beirut zum Einsatz.

Diese, unter schwierigsten operativen Voraussetzungen durchgeführten Flüge boten der jungen Airline die Möglichkeit, viele wichtige Erfahrungen für die Zukunft zu sammeln!

Während die ersten beiden Maschinen unter ACMI (Aircraft, Crew, Maitenance, Insurance) Verträgen bei fremden Airlines flogen, eröffnete man mit einer weiteren Boeing 737 (OM-HLC) während der Sommersaison 2008 eine neue Charterbasis in Prag.

Die dort stationierte Maschine flog erstmals unter eigener Seagle Air Flugnummer für verschiedene tschechische Reiseveranstalter, Charterketten in den Mittelmeerraum zur vollsten Zufriedenheit.

Sehr bald wurde klar, dass sowohl die Kunden als auch das Unternehmen auf diesen lukrativen Segment aufbauen wollten und man machte sich auf die Suche nach weiteren neuen Geschäftsfeldern.

Nachdem auch der heimische slowakische Sommercharter ein gutes Geschäft versprach, bewarb man sich im Winter 2008 bei den heimischen Veranstaltern um Aufträge.

Diese Versuche waren erfolgreich und so übernahm man im Sommer 2009 fast 100% des gesamten slowakischen Chartergeschäfts.

Zusätzliche attraktive Festaufträge in Italien (Verona) sowie diverse Einzelcharter rundeten das Programm der Airline ab.

Durch die vielen Aufträge wurde es im Sommer sogar notwendig, weiteres Fremdgerät bei anderen Airlines anzumieten um alle Aufträge abwickeln zu können.

Zur Überbrückung der Engpässe wurde im heurigen Juli eine ehemalige Kaliningrad Avia Boeing 737 (OM-HLX) für vier Monate kurzfristig angemietet.

Zu Beginn der Saison war es aber absehbar, dass es dringend notwendig sei, weiteres Fluggerät für die Saison anzuschaffen.

Die Geschäftsführung der Airline beschloss, einen neuen Flugzeugtyp in die Flotte zu integrieren.

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Am 8. April 2008 wurde feierlich ein erster Airbus 320-212 mit 180 Sitzplätzen übernommen.

Dank eines günstigen Angebotes der Leasingfirma, konnte die OM-HLD zu äußerst attraktiven Leasingraten übernommen werden. Damit leitete man einen neuen Abschnitt in der Geschichte der Airline ein.

Der Airbus flog zuvor bei TAP Air Portugal und zählt mit der Seriennummer 234 und Baujahr 1991, zu einem der ersten produzierten A 320.

Nach einer gründlichen technischen Überholung bei TAP in Lissabon, kam die Maschine bei Seagle Air im April erstmals zum Einsatz.

Obwohl man bisher auf das Produkt Boeing 737 vertraute wurde schnell klar, dass man mit dem Airbus Modell zu niedrigeren Stückkosten mehr Passagiere befördern konnte.

Bei dem Seagle Air Airbus 320 handelte es sich in der Slowakei, um das erste zugelassene Flugzeugmuster dieses Typs.

Am 4. Juni wurde bereits ein zweiter A-320 von der Airline übernommen.

Die OM-HLE, ein Airbus 320-232 mit der Seriennummer 453 wurde ursprünglich im Jahre 1994 an Onur Air als TC-ONE ausgeliefert und flog zuletzt bei TAM Brasil.

One the way to Boa Vista

Zu den interessantesten Seagle Air Flügen der heurigen Sommersaison zählte sicherlich eine wöchentlich Charterrotation auf die Kap Verdischen Inseln.

Die Kap Verdischen Inseln sind eine Inselgruppe im Atlantik, welche das ganze Jahr über gutes Wetter bieten.

Boa Vista (bedeutet „Schöner Anblick“) liegt südlich der Insel Sal und ist dem afrikanischen Kontinent am nächsten.

Der nur 5km von der Inselhauptstadt Sal Rei entfernte Flughafen wurde erst im Jahr 2007 für internationale Flüge eröffnet und verfügt über eine nur 2200m lange Piste.

Boa Vista - die Insel im Atlantik ist der Traum vieler Urlauber

Boa Vista – die Insel im Atlantik ist der Traum vieler Urlauber

Am Freitag dem 25. September bot sich für mich die Möglichkeit, für einen Mitflug im Cockpit auf der letzten Rotation Bratislava – Boa Vista.

Insgesamt sollte die Flugzeit (inklusive Zwischenlandungen) für den Flug BTS-FUE-BOA-FUE-BTS ganze 18 Stunden betragen!

Eine einmalige Gelegenheit um mehr über die Airline und vor allem die Aufgaben der erfahrenen Seagle Air Piloten zu erfahren.

Flug SJ 3581 sollte uns mit 18 Passagieren an Bord des Airbus, in fünf Stunden und zehn Minuten von Bratislava nach Fuerteventura bringen.

Unser Abflug in Bratislava war für 09:15Uhr geplant, nachdem ich die Genehmigung der Airline für einen Jump Seat Flug erhielt, traf ich um 07:30Uhr im Hauptquartier der Airline am Flughafen ein, um mich mit meiner Crew zu treffen.

Wie ich bereits im Voraus erfahren hatte, sollte die erste Strecke Bratislava- Fuerteventura von Kapitän Anton Sotter geflogen werden.

Kapitän Felix Bures welcher den zweiten Teil des Fluges übernahm, war mir bereits durch zwei gemeinsame Jump Seat Flüge auf einer Air Slovakia Boeing 757 bekannt.

Durch den langen Flug auf die Kap Verdischen Insel, wurde der Einsatz einer zweiten Crew notwendig.

Die erfahrenen Piloten Rastio Flögl und Maciej Goscinski übernahmen den Retourflug.

Jeder Flug beginnt mit einer gründlichen Vorbereitung, so auch bei Seagle Air!

Ich begab mich gemeinsam mit der Crew in den Briefing Raum, wo alle relevanten Details des Fluges nach Fuerteventura und Boa Vista besprochen wurden. Die von der Abteilung Dispatch vorbereiteten Unterlagen wurden gesichtet, Wetterkarten studiert und schließlich auch der Treibstoff Verbrauch nochmals berechnet.

Für jeden Flug unerlässlich, eine gute Flugvorbereitung

Für jeden Flug unerlässlich, eine gute Flugvorbereitung

Auf den fünf Stunden und 10 Minuten dauernden ersten Teil unseres Fluges, sollten 14.418kg Kerosin verbrannt werden. Davon enthalten waren 1,247kg Reserve und 1,000kg Kerosin für den möglichen Ausweichflughafen Gran Canaria.

Auf dem Flug nach Fuerteventura begleiteten uns nur 18 Passagiere, der zweite Teil der Strecke wurde als Leerflug (nur Crew) geflogen.

Nach der gründlichen Vorbereitung begaben wir uns in den Crewbus zum GAC Bereich des Flughafens von Bratislava, wo wir gemeinsam die Kontrolle passierten und weiter zu unserem Flugzeug gebracht wurden.

Die Techniker der Seagle Air hatten bereits ihre Arbeit geleistet und die Crew bestieg unser Flugzeug, die OM-HLE.

Nach einer kurzen Einweisung durch die Techniker über wartungsspezifische Details, nahmen die Piloten nach einem gründlichen Rundgang um das Flugzeug, ihre Sitzplätze im Cockpit ein.

Die wirkliche Arbeit für die Crew begann erst jetzt.

Das Flight Management System wurde programmiert und letzte Vorbereitungen für den Abflug getroffen.

Wie vor jeden Start wurden auch hier alle möglichen „Worst case“ Szenarien durchgesprochen und die dafür nötigen Abflug-/Anflugverfahren besprochen.

 

Kapitän Felix Bures flog bereits mehrere tausend Flugstunden auf anderen Jets, bevor er auf den A-320 wechselte

Kapitän Felix Bures flog bereits mehrere tausend Flugstunden auf anderen Jets, bevor er auf den A-320 wechselte

Um 09:15Uhr erhielten wir vom Tower in Bratislava die Genehmigung für den Engine Start Up und fast gleichzeitig wurde unser Flugzeug auch schon zum Taxiway  zurück gepusht.

Nach dem Verlesen der Start-Up Checkliste, wurden wir über den Taxiway Alpha zum Holdingpoint der Piste 04 geschickt.

Nach dem Verlesen der Checklisten für den Start, gab Kapitän Sotter um 09:28Uhr Schub und unser Flugzeug setzte sich in Bewegung. Nach einer  kurzen Rollstrecke hob unser Airbus 320 ab und wir stiegen auf 3000 Fuß Höhe.

 

 

Vienna Radar übernahm uns bereits kurz nach den Start und durch unser geringes  Abfluggewicht erreichten wir schon bald unsere Reiseflughöhe von 39.000 Fuß.

Ein ruhiger Flug stand uns bevor, bereits um 10:05Uhr überflogen wir Bozen um schon kurze Zeit darauf einen wolkenlosen Blick auf die Region Mailand werfen zu können.

Madrid und Malaga sollten zwei weitere Städte auf unserer Reise auf die Kanarischen Inseln werden, die von unserem Cockpit aus gut zu erkennen waren.

Unser Flug nach Kap Verde verlief, wie im Fluge!

Es ist immer wieder interessant, den erfahrenen Piloten bei ihrer Arbeit zusehen zu können und mehr über diesen faszinierenden Beruf des Piloten zu erfahren.

Nachdem wir das europäische Festland bereits vor Längerem verlassen hatten, bekamen wir um 13:52Uhr die Freigabe zum Sinkflug nach Fuerteventura.

Final Approach auf Fuerteventura

Final Approach auf Fuerteventura

Eine butterweiche Landung erfolgte auf Runway 31 und wir rollten zu unserem Abstellplatz direkt vor dem neu gebauten Terminal.

Nachdem die Passagiere den Jet verlassen hatten, begleitete ich Kapitän Sotter auf seinem Rundgang am Vorfeld des Flughafens, wo vor allem darauf geachtet wurde, dass das Flugzeug während der Landung keine Schäden abbekommen hatte.

Nach einem relativ kurzen Aufenthalt in Fuerteventura und dem Auftanken von zusätzlichen 14700kg Treibstoff flogen wir nach Boa Vista weiter. Die Wettervorhersage für den Flug nach Boa Vista besagte, dass wir uns auf regnerisches Wetter bei unserer Landung vorbereiten sollten.

Auf unserem Flug über den Atlantik begegneten uns auf selber Flughöhe, zwei entgegenkommende Airbus A-330 der TAP Air Portugal, wodurch es zu kurzen Turbulenzen kam.

Ansonsten verlief bis auf den einsetzenden Regen und den damit verbundenen Turbulenzen, der Flug problemlos.

Wir bekamen vom Boa Vista Radar die Genehmigung zum Sinkflug und während des Landeanfluges hörte es über der Insel Boa Vista auch wieder auf zu regnen.

Während des Landeanfluges waren großflächige Überschwemmungen in der Hauptstadt Sal Rei auszumachen bevor wir endlich den Flughafen Rabil zu Gesicht bekamen.

Auch dort hatte es in den vergangenen Stunden heftig geregnet und ein Teil der Piste war überflutet.

Vor der Landung auf Boa Vista wurde noch eine Platzrunde geflogen

Vor der Landung auf Boa Vista wurde noch eine Platzrunde geflogen

Die heftigen Regenfälle hinterließen ihre Spuren auf der Runway

Die heftigen Regenfälle hinterließen ihre Spuren auf der Runway

Dies war jedoch kein Problem für meinen erfahrenen Kapitän Felix Bures und so landeten wir  nach einer Platzrunde um 14:45Uhr Ortszeit (-drei Stunden) am Flughafen von Rabil.

Nach dem Ausrollen wurden wir auf das kleine Vorfeld (drei Parkpositionen) geleitet und der erste Teil unseres Fluges war damit erledigt.

Die Infrastruktur des Flughafens Rabil ist relativ einfach gestaltet.

Ein kleiner Terminal in Form einer Burg, ein Tower und eine Feuerwache bieten den täglichen drei Flügen zur Hauptstadtinsel Sal, die Basis ihrer Operationen.

Die OM-HLE war während des gesamten Aufenthaltes die einzige Maschine am Vorfeld, so dass es aus fliegerischer Sicht leider nichts Interessantes zu sehen gab.

Nachdem der Landeanflug schon mit unseren A-320 sehr unruhig war, kann ich mir einen TACV Flug mit einer der regelmäßig verkehrenden Let-410 bei diesen Wetterverhältnissen als durchaus abenteuerlich vorstellen.

Nach dem Entladen des Gepäcks, dem Boarding der Passagiere und dem Wechsel der Crew, starteten wir nach knapp einer Stunde wieder in Richtung Fuerteventura.

Diesmal übernahm Kapitän Rastio Flögl den ersten Teil des Heimfluges nach Fuerteventura.

Rastio ist Kanadier, geboren in der Slowakei und kann auf eine langjährige fliegerische Erfahrung in Kanada zurückblicken.

Nach seiner Ausbildung zum Berufspiloten in Kanada, startete er seine Karriere beim Ministerium für Gesundheit.

Dort hatte er die Möglichkeit viel fliegerische Erfahrung unter schwierigsten Bedingungen in der kanadischen Wildnis zu sammeln.

Mit einer Beechcraft 200 flog er in die entlegensten Gebiete der kanadischen Wildnis um kranke und verletzte Passagiere ins das nächste Krankenhaus zu fliegen.

Später wechselte er zu Jazz Air Canada, wo er eine Dash 8-300 und zuletzt einen CRJ-900 flog.

Durch die allgemeine Luftfahrtkrise auch in Kanada bekam er die Möglichkeit bei einer anderen Airline Stunden abzufliegen, ohne bei Air Canada gekündigt zu werden.

Diese Möglichkeit brachte ihn wieder in die alte Heimat zurück, wo er jetzt als A-320 Pilot im Dienste der Seagle Air fliegt.

Nach knapp vier Stunden Flug landeten wir beim letzten Abendlicht bereits zum zweiten Mal in Fuerteventura.

Den zweiten und letzten Teil des Heimfluges nach Bratislava übernahm Kapitän Maciej Goscinski.

Maciej ist geborener Pole und kann bereits auf mehr als 3000 Stunden Erfahrung auf dem Airbus 320 zurückblicken und arbeitet deshalb bei Seagle Air auch als Instruktor für diesen Typ.

Nach einer Pilotenausbildung bei Airbus bekam dieser schon unmittelbar nach seinem erfolgreichen Abschluss das Angebot, beim neu gegründeten indischen Low Cost Carrier Indigo zu fliegen.

Nach einigen Jahren in Indien und anderen zwischenzeitlichen Engagements, wechselte er im vergangenen Jahr zu SeagleAir um den Aufbau der Airbus Flotte mitzuorganisieren.

So war er für die Übernahme der beiden Airbus Flugzeuge mitverantwortlich und überstellte die Maschinen ins heimatliche Bratislava.

Startvorbereitungen in Fuerteventura vor dem neuen Terminal

Startvorbereitungen in Fuerteventura vor dem neuen Terminal

Inzwischen verbrachte ich knapp 14 Stunden ohne Unterbrechung am Jump Seat des Fluges.

Trotz aller Bemühungen weiter wach im Cockpit zu sein, überkam mich die Müdigkeit kurz nach dem Start in Fuerteventura und ich entschied mich, die restlichen vier Stunden mit den anderen 149 Passagieren in die Kabine des Flugzeuges zu verbringen.

Der perfekte Arbeitsplatz - das Airbus Cockpit

Der perfekte Arbeitsplatz – das Airbus Cockpit

Nach einem schmackhaften Essen auf meinem Platz, schlief ich innerhalb kürzester Zeit ein und träumte mit der Sicherheit der erfahrenen Seagle Air Piloten im Cockpit, bis zur Landung in Bratislava.

 

Ich möchte mich an dieser Stelle für die Unterstützung zum Gelingen dieses fantastischen Fluges bei:

Jaroslav RIECICKY (Seagle Air Sales Manager), Ing. Peter HANAC (CEO Seagle Air), Cpt. Felix BURES, Anton SOTTER, Maciej GOSCINSKI, Rastio FLÖGL und der gesamten Crew des Fluges nach Boa Vista, recht herzlich bedanken!

 

Martin Dichler

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